Berlin (red). Das Rebhuhn wurde zum Vogel des Jahres 2026 gewählt. Dies teilten der Bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Hilpoltstein und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Berlin mit. Einer der Gründe für die Wahl: In Deutschland gibt es schätzungsweise nur noch 35.000 bis 61.000 Brutpaare. Das sind 95 Prozent weniger als zu Beginn der 1980er-Jahre. Deshalb wird der einst massenhaft vorkommende „Vogel der Ecken und Kanten“ in unserer Kulturlandschaft inzwischen auf der Roten Liste der bedrohten Arten als stark gefährdet eingestuft.
Zu viele Hühner werden gefressen
Die Gründe für den Rückgang liegen in der Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft sowie in zu hohen Raubwildbeständen. Einerseits ist die kleinteilige Struktur, die Rebhühner als Lebensraum brauchen, vielerorts verschwunden. Extensive Flächen und Feldraine werden umgebrochen, Insekten totgespritzt und die Landschaft entwässert, sodass in Trockenperioden das Wasser fehlt. Andererseits sind die Erlegungszahlen beim Raubwild in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich zu niedrig. Allein beim Fuchs ist die Jagdstrecke in Deutschland aktuell um 200.000 Exemplare geringer als zur Jahrtausendwende. Von den mindestens 600.000 nötigen Waschbär-Erlegungen werden kaum 240.000 erreicht. So wundert es nicht, dass in wissenschaftlichen Untersuchungen beim Tod telemetrierter Rebhühner zu 97 Prozent Prädation die Ursache ist.
In der Landschaft fehlt die Nahrung
Moderne Erntetechnik verursacht kaum Kornverluste. Was an Körnern ausfällt, ist meist binnen weniger Tage umgepflügt und für die Hühnervögel nicht mehr erreichbar. Überflüssige und übertriebene Feldrandhygiene nimmt den Körnerfressern die energiereichen Nahrungsreserven. Spätestens im September reicht die Nahrung nicht mehr aus. Im November liegt das Korngewicht je 100 Quadratmeter unter 100 Gramm und von Januar bis April bei nahezu null. In dieser feucht-kalten Phase bleiben den Hühnern dann nur karge Rapsblattspitzen.
Lückige Flächen helfen den Hühnern
„Schon mit vergleichsweise kleinen Flächen von ein bis zwei Hektar, die als Stoppelbrache liegen bleiben oder als mehrjährige Blühfläche lückig eingesät sind und möglichst nicht an Wegen oder Wäldern liegen, kann man Rebhühnern wirkungsvoll helfen. Je mehr solcher Flächen in der Landschaft verteilt und je quadratischer sie sind, desto wirkungsvoller sind sie“, sagt Thomas Fuchs. Er unterhält enge Kontakte zu Biologen, die zum Rebhuhn forschen, und zu Praktikern, die mit gezielten Maßnahmen überdurchschnittliche Erfolge bei der Rebhuhn-Hege erzielen. Die Forschungen zeigen, dass Landwirte ohne großen Produktionsraumverlust und mit finanzieller Förderung vergleichsweise leicht solche Flächen einrichten können. Entscheidend ist, dass sie Deckung, Brutraum, Insektenlebensraum und Nahrung für Küken bieten. Die EU-Agrarförderung und Organisationen wie die Stiftung Kulturlandpflege unterstützen derartige Biodiversitätsmaßnahmen sogar finanziell. Für die Futterversorgung im Winter sind Blühflächen jedoch ungeeignet. Dafür ist in der ausgeräumten Agrarlandschaft derzeit ein zusätzliches Nahrungsangebot und eine intensivere Raubwildbejagung unerlässlich.
Foto: Max Mohr