Northeim (red). Der Kreistag hat den Gleichstellungsbericht für die Jahre 2022 bis 2024 entgegengenommen. In der Debatte wurde deutlich, dass Gleichstellung im Landkreis Northeim nicht als Randthema verstanden werde, sondern als ein zentrales Fundament moderner Politik.
SPD-Politiker Sebastian Penno führte aus, der Bericht mache sichtbar, dass in den vergangenen drei Jahren einiges erreicht worden sei. Mit Projekten wie dem inzwischen fest etablierten „Pflegekoffer“-Programm unter dem Namen „Beruf und Familie“, dem Wettbewerb „Familienfreundliches Unternehmen“ oder der Gewaltpräventionsausstellung „EchtFair“ sei die Gleichstellungsarbeit konsequent, wirksam und sichtbar umgesetzt worden. Besonders hob Penno den Einsatz der Gleichstellungsstelle hervor: Allein an 229 Personalauswahlverfahren hätten die Gleichstellungsbeauftragte oder ihre Stellvertretungen teilgenommen.
Karen Pollok (Grüne) sagte, ihr Dank gelte insbesondere der Gleichstellungsstelle, Julia Kögler und ihrem gesamten Team. Sie betonte, wie vielfältig diese Arbeit sei, sowohl innerhalb der Verwaltung als auch im gesamten Landkreis. Sie sei überzeugt, dass man im Landkreis Northeim in dieser Sache auf einem sehr, sehr guten Weg sei, vor allem, wenn man Vergleiche mit anderen Kommunen heranziehen würde.
Abschließend erklärte Kreistagsvorsitzende Frauke Heiligenstadt, der Dank des gesamten Kreistages gelte Anja Duske, die als Stellvertreterin von Julia Kögler und dem Team der Gleichstellung anwesend war.
Umgesetzte Maßnahmen zur Gleichstellung
Der Bericht listet zahlreiche konkrete Maßnahmen auf, mit denen die Kreisverwaltung die Ziele der Gleichstellung verfolgt:
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Erweiterter Arbeitszeitrahmen: Seit 2024 gilt ein Wochenrahmen von 79 Stunden, um flexiblere Modelle zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.
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Führung in Teilzeit: Ein Konzept aus 2024 unterstützt Führungskräfte, die ihre Stunden aufgrund von Sorgearbeit reduzieren müssen. Ziel ist eine paritätische Besetzung von Leitungsstellen.
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Mobiles Arbeiten: Eine Dienstvereinbarung von 2022 ermöglicht flexibles Arbeiten, seit 2023 auch für bis zu fünf Tage aus dem EU-Ausland oder der Schweiz.
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Familienfreundliche Organisation: Vormittagstermine, digitale Fortbildungen und Urlaubsregelungen mit Vorrang für Mitarbeitende mit Kindern oder Pflegeaufgaben fördern die Vereinbarkeit.
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Stellenbesetzungsverfahren: Ausschreibungen sind geschlechtergerecht formuliert, das unterrepräsentierte Geschlecht wird ausdrücklich zur Bewerbung ermutigt. Alle Stellen gelten als teilzeit- und mobil-geeignet.
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Geschlechtergerechte Sprache: In Verwaltungstexten wird Wert auf diskriminierungsfreie Formulierungen gelegt.
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TOPAS-Siegel: 2022 und 2024 wurde die Kreisverwaltung erneut als „Top Arbeitgeber Südniedersachsen“ ausgezeichnet.
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Robotic Process Automation (RPA): Mit „EMMA“ testet der Landkreis seit 2024 eine digitale Unterstützung, die Routineaufgaben automatisiert und Mitarbeitende entlastet.
Fazit und Ausblick
Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass die Kreisverwaltung auf einem guten Weg sei, die Gleichstellung der Geschlechter weiter zu verankern. Neben den Angeboten der Gleichstellungsstelle trügen die Querschnittsämter wesentlich dazu bei, Chancengleichheit, Vereinbarkeit und Digitalisierung voranzubringen. Gleichzeitig sei eine weitere Sensibilisierung erforderlich, insbesondere beim Umgang mit Künstlicher Intelligenz, die alte Rollenbilder transportieren könne.
Die Leitfragen des Berichts bleiben dabei handlungsleitend:
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Wirkt sich eine Maßnahme unterschiedlich auf die Geschlechter aus?
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Profitiert ein Geschlecht besonders?
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Werden Mittel so eingesetzt, dass sie Gleichstellung fördern?
Mit Familienfreundlichkeit und frühen Schritten in die Digitalisierung hebt sich der Landkreis Northeim als attraktiver Arbeitgeber hervor. Dieser Vorsprung müsse ausgebaut werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ziel sei es, alle Mitarbeitenden – unabhängig vom Geschlecht – für Gleichberechtigung zu gewinnen. Denn Gleichstellung sei nur gemeinsam erreichbar.