Salzderhelden (red). Durch die auffallend warme Witterung in den letzten Wochen hat sich der Vogelzug stark verzögert. Erst in den letzten Tagen sind die ersten nordischen Gänse im EU-Vogelschutzgebiet zwischen Salzderhelden und Northeim eingetroffen um bei uns den Winter zu verbringen. Hier treffen sie auf Graugänse, die das ganze Jahr über hier sind.
Das Phänomen der im Binnenland überwinternden Saat- und Blässgänse ist in zunehmendem Maß seit den 90er Jahren zu beobachten. Dieses dürfte mehrere Ursachen haben. Zum einen wurde die Jagd in den Brutgebieten in dieser Zeit reglementiert. Bis dahin war es in Sibirien gängige Praxis die Tiere sogar in der Brutzeit zu bejagen, um die Bevölkerung und die Insassen der Strafgefangenenlager zu versorgen. Auch nahmen die Bestände deutlich zu, als die Landwirtschaft intensiviert wurde und so eiweißreiche Nahrung durch Maisanbau in größerem Umfang den Tieren zur Verfügung stand. Der entscheidende Faktor dürfte aber die immer milder werdenden Winter sein. Früher verbrachten diese Arten die kalte Jahreszeit in den Küstenbereichen von Frankreich, Belgien und den Niederlanden, da hier die Schneedecke nur gering war. Heute finden die Tiere auch im schneearmen Binnenland ausreichend Nahrung.
Zahlenmäßig am häufigsten ist als Wintergast im Leinetal die Tundra-Saatgans anzutreffen. Sie kommt zu uns aus der nordrussischen uns sibirischen Tundra. Daneben ist auch die Blässgans im Vogelschutzgebiet zu sehen, die ihre Brutgebiete vor allem in europäischen Teil der Arktis bis hin zur Kanin-Halbinsel hat.
Die Naturscouts Leinetal führen Interessierte zu den besten Beobachtungsstellen im Vogelschutzgebiet und erläutern das Verhalten und das Vorkommen dieser und anderer geflügelten Wintergäste. Die öffentlichen Veranstaltungen finden am 12. November und 19. November statt. Anmeldungen sind nicht erforderlich. Weitere Hinweise dazu sind auf der Homepage der Naturscouts unter www.naturscouts-leinetal.de zu finden.
Foto: Andreas Ständer