Höckelheim (red). Kürzlich wurde eine Fangschrecke in Höckelheim bei Northeim von Birgit Chmura im eigenen Garten entdeckt. Solche Beobachtungen in Niedersachsen sind bis dato selten. Erstmals gesichtet wurde die Mantis religiosa Linnaeus 1758, 2023 in der Grafschaft Bentheim, dann 2024 in Braunschweig, Landkreis Celle und jetzt in Höckelheim. Die Heimat der wärmeliebenden Gottesanbeterin ist eigentlich der mediterrane Raum und lange Zeit war sie nur aus der Region um den Kaiserstuhl im Rheingraben bekannt. Durch den Klimawandel breitet sich die Fangschrecke immer weiter nach Norden aus. Eigentlich liebt die Schrecke trockenwarme Graslandschaften, findet sich aber auch in Stadtlandschaften wie Frankfurt am Main und Berlin und in ehemaligen Bergbau Regionen. 2017 wurde sie zum Insekt des Jahres gekürt.
Biologisch ist die Schrecke etwas Besonderes und der harmlose Name täuscht über ihr „mörderisches“ Verhalten hinweg. Der Name Mantis kommt nach dem griechischen Begriff für Seherin und „religiosa“ von der Faltung der bezahnten Fangarme. Sie liebt es die kleineren Männchen nach der Paarung zu verspeisen. Sie ist eine sehr effektive Insektenfängerin.
Die Fangschrecke Mantis lebte schon vor rund 3 Millionen Jahren im Zeitalter des Pliozäns in unserer Gegend. Fossilien dieser Fangschrecke fanden sich in der ehemaligen Tongrube von Willershausen, einer weltberühmten Fossillagerstätte. Die in der Fossillagerstätte Willershausen gefundenen Fossilien zeigen einen ursprünglich warmen-mediterranen Lebensraum, der dann von den pleistozänen Eiszeiten vor rund 2,5 Millionen Jahren abgelöst wurde. Die Analyse der aufgefundenen Fossilien zeigt, dass durch die Klimaerwärmung die Umweltbedingung des Pliozäns heute wieder realer werden.
Nach der großen Resonanz im Mai bietet der Heimatverein Willershausen am 29. September von 10 bis 13 Uhr erneut die seltene Möglichkeit, die sonst verschlossene Tongrube Willershausen in selbst bestimmtem Tempo (also ohne Führung) auf ausgewiesenen Wegen zu entdecken und dort nach Lust und Laune zu verweilen und die außergewöhnliche Natur zu genießen.
Gäste können sich in der Geotop-Station und in der Tongrube durch Schilder und an Stationen mit ansprechbaren „Tongrüblern“ über viele interessante Aspekte der Fossillagerstätte informieren. In der Geotop-Station werden zur Stärkung Getränke und Gegrilltes angeboten.
Als besonderer Abschluss der Veranstaltung „Entdecken & Genießen“ findet um 13:00 Uhr ab der Geotop-Station eine Führung durch die Tongrube statt. Prof. Dr. Joachim Reitner (Göttingen) wird dabei die Besonderheiten und neuesten Forschungsergebnisse zur Fossillagerstätte Willershausen anschaulich erklären. Ein Schwerpunkt wird die Klimageschichte vor 3 Millionen Jahren sein.
Der Heimatverein Willershausen bietet diese Veranstaltung kostenlos an, freut sich aber immer über Spenden zur Pflege und Erhaltung dieses besonderen Nationalen Geotops. Um Anmeldung für die Führung um 13 Uhr wird gebeten unter:
Foto: Birgit Chmura