Einbeck (red). Jiddische Lieder und Liedausschnitte im Originalton von 1928 bis 1938 von Wachswalzen-Phonographen, dazu Sängerin Inge Mandos mit den historischen Stimmen zusammen oder im Wechsel live: Das erwartet die Besucherinnen und Besucher des Konzertes des Ensemble WAKS am Sonnabend, 23. November, um 19.30 Uhr in der Alten Synagoge Einbeck. Im Projekt „Sofias Reisen“ wendet sich das Trio ganz der jüdisch-russischen Musikethnologin Sofia Magid (1892-1954) und ihrer unermüdlichen Sammeltätigkeit jiddischer Lieder und Nigunim zu. Es wird ein solidarischer Eintritt praktiziert, am Ende geht der „Hut“ herum.
Das Ensemble WAKS beschäftigt sich seit seiner Gründung mit diesem in der Sowjetunion zwischen 1928 und 1941 von den Musikethnologen Sofia Magid und Moishe Beregovski in Feldforschungen gesammelten Ton-Archiv-Material von Wachswalzen-Phonographen. Die beeindruckende Persönlichkeit Sofia Magid hat durch ihre fast 20 abenteuerlichen Reisen per Bahn, per Lkw und zu Fuß kreuz und quer durch die ehemalige Sowjetunion reiche Musikschätze aus der jiddischen Tradition vor dem Verschwinden gerettet. Mit dem unhandlichen und schwer bedienbaren Edison-Phonographen und einem Vorrat an bespielbaren Wachswalzen ausgerüstet, scharte sie in den von Bürgerkrieg, Pogromen und Hunger gebeutelten Shtetln Osteuropas jiddisch singende Menschen um sich und konservierte ihre Lieder.
In bisher einmaliger Vorgehensweise erschafft WAKS im experimentellen und kreativen Umgang mit Ausschnitten aus diesem Material neue Arrangements und Kompositionen. Das Ensemble WAKS hat vier der Reisen zwischen 1928 und 1938 nach Wolhynien (Ukraine und Weißrussland) anhand der zeitlich und topografisch präzise zuzuordnenden Wachswalzen rekonstruiert und musikalisch nachgezeichnet. Eigenkompositionen von WAKS führen die Reise-Etappen musikalisch ein und verbinden diese. Jiddische Lieder und Liedausschnitte im Originalton von 1928 bis 1938, die eindringlich die damalige Geschichte widerspiegeln, erklingen mit Hilfe eines Computer-Programms quasi „live“ im Konzert. Die Sängerin des Ensembles singt mit den alten Stimmen zusammen oder im Wechsel.
Kompositorisch eingebettet und verbunden ergeben die Lieder und Stücke eine Dramaturgie für ein abendfüllendes, spannendes und vielschichtiges Konzertprogramm. Eigene Kompositionen, Rezitationen oder multimediale Elemente wie Video-Projektionen oder eingespielte Geräusche etc. ergänzen das Projekt mit sinnlich-dramatischer Wirkung.
Das Konzert wird mit freundlicher Unterstützung der Walter und Waltraud Schmalzried Stiftung ermöglicht.
Mehr unter www.alte-synagoge-einbeck.de
Foto: WAKS