Bad Gandersheim (red). Bürgermeister-Amtsvertreterin Franziska Vogt gibt bekannt, dass der mit 5.500 Euro dotierte „Roswitha-Preis“, Literaturpreis der Stadt Bad Gandersheim, für das Jahr 2024 an die in Berlin lebende Schriftstellerin Lucy Fricke vergeben wird. Die Entscheidung hat die unabhängige Jury im Rahmen einer kürzlich stattfindenden Sitzung getroffen. Die Preisträgerin wurde bereits fernmündlich durch Vogt informiert und beglückwünscht.
Lucy Fricke wurde 1974 in Hamburg geboren. Nachdem sie zunächst in der Filmbranche in den Bereichen Schnitt und Regie gearbeitet hatte, studierte sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Bereits während ihres Studiums gewann Fricke 2005 mit der Kurzgeschichte „Winken bis nach Buenos Aires“ den 1. Preis beim „Open-Mike-Wettbewerb“ für Junge Literatur. Ihr Debütroman „Durst ist schlimmer als Heimweh“ erschien im Jahr 2007. Neben zahlreichen Stipendien, wie das Casa-Baldi-Stipendium der Deutschen Akademie Rom oder einem Stipendium für das internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg, gewann Lucy Fricke mit ihrem Roman „Töchter“ im Jahr 2018 den Bayerischen Buchpreis in der Kategorie Belletristik.
In der Begründung der Roswitha-Preis-Jury heißt es: „Lucy Fricke ist eine menschenfreundliche, sehr intelligente Erzählerin mit einem subtilen, manchmal bissigen Witz, der allerdings immer melancholisch grundiert ist. Ihr Hauptthema ist weniger die Liebe als vielmehr die Freundschaft, die meist ebenso schwierig, aber viel nachhaltiger ist – und, wie ihr jüngster Roman beweist, gar die Voraussetzung für Liebe sein kann. Jedes ihrer bisherigen Bücher, besonders ‚Töchter‘, ‚Die Diplomatin' und das soeben erschienene mit dem Titel ‚Das Fest' zeigen die widersprüchlichen, von Kummer, Verwerfungen, alten Sehnsüchten und neuen Hoffnungen lebenden Beziehungen ihrer Figuren zu- und auch gegeneinander. Was Lucy Fricke und ebenso deren Figuren beschäftigt, ist nicht das Gewordene, sondern es sind die trotz verpasster Chancen doch noch offenen Möglichkeiten, sich zu behaupten, selbst in schwierigen Zeiten.“
Der älteste, alljährlich verliehene deutsche Literaturpreis für Schriftstellerinnen wird im Frühjahr 2025 während einer öffentlichen Veranstaltung an die Autorin vergeben. Der Preis erinnert an die erste deutsche Schriftstellerin, die Kanonisse Roswitha von Gandersheim, die im 10. Jahrhundert im Stift Gandersheim Legenden, Dramen und historische Gedichte schrieb.
Die Verleihung des traditionsreichen „Roswitha-Preises“ der Stadt Bad Gandersheim wird durch die Stiftung Niedersächsischer Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland, die Volksbank e.G. in Bad Gandersheim und die Paracelsus-Kliniken Bad Gandersheim gefördert.
Foto: Gerald von Foris