Einbeck (r). Das Ergebnis dieser Begegnung war ein Genuss für Ohren und Augen gleichermaßen, das die Besucher in der Einbecker Münsterkirche St. Alexandri und in der KWS Art Lounge NEWCOMER erlebten. Konzert und Kunstausstellung sind Ergebnis einer außergewöhnlichen Kooperation zwischen den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen, der Fachrichtung Experimentelle Gestaltung an der Hochschule Hannover (HSH) und der KWS SAAT SE.
Bei einem Workshop von Kunststudierenden und KWS Mitarbeitern im Kurhaus in Bad Grund entstanden zu den Klängen von „4 Times Baroque“ Malereien, Kaligraphien und Graffitis, die jetzt in der KWS Art Lounge NEWCOMER zu sehen sind. „Eine solche kommunikative Interaktion ist der Ursprungsgedanke unserer NEWCOMER-Aktivitäten“, sagte KWS Vorstandssprecher Hagen Duenbostel bei der Ausstellungseröffnung.
Während beim Workshop in Bad Grund das Cemballo mitten im Atrium des Kurhauses stand, bewegten sich Pinsel, Schwämme und Kohlestifte nahezu im Rhythmus der Barockmusik des spannendsten jungen Quartetts der Alte-Musik-Szene. „Jeder Teilnehmer hat die Situation anders interpretiert“, sagte Elena Schönsee, Dozentin der HSH. „Wir haben alle die gleiche Musik gehört, aber jeder ein anderes Bild gemalt“, sagte Teilnehmerin Ina Hantke, Agrarwirtschaftlich technische Assistentin bei KWS. Am Ende des kreativen Schaffens wurden aus den großflächigen Leinwandarbeiten einzelne Bildausschnitte gewählt, zugeschnitten und auf kleine Keilrahmen gespannt. „Das war ein kreativer, aber auch bewegender Prozess“, berichtete HSH-Dozentin Astrid Eggert. Die mehr als 80 entstandenen Bilder sind jetzt in der Art Lounge ausgestellt.
Dokumentiert wurde der kreative Schaffensprozess in einem Video, das auch während des Konzerts in der Einbecker Münsterkirche St. Alexandri auf einer Leinwand zu sehen war. „Die zauberhafte Atmosphäre in dem Kurhaus vermittelt der Film ganz ausgezeichnet“, betonte Tobias Wolff, geschäftsführender Intendant der Internationalen Händel-Festspiele Göttingen, der am Workshop teilgenommen hatte.
Sich in neuen Zusammenhängen zu erproben, zeichnet auch das 2013 gegründete und europaweit auf bedeutenden Festivals gastierende Ensemble „4 Times Baroque“ aus. In einer vollbesetzten Münsterkirche St. Alexandri in Einbeck gaben Jan Nigges (Blockflo?te), Jonas Zschenderlein (Violine), Karl Simko (Violoncello) und Alexander von Heißen (Cembalo) ein Konzert, bei dem das Publikum die vier jungen Barockmusiker mit viel Applaus erst nach zwei Zugaben wieder entließ.
Gespielt wurden Werke von Georg Friedrich Händel, Antonio Vivaldi, Arcangelo Corelli, Tarquinio Mercula und Giuseppe Sammartini. Wichtig ist den jungen Musikern der nahe Kontakt zum Publikum. So legte Jan Nigges zwischendurch immer wieder sein Instrument zur Seite und gab lebendige Erläuterungen zu den aus dem 17. Jahrhundert stammenden Stücken. Er räumte dabei auch durchaus ein, wie schwierig manche Passagen zu spielen sind und dass die im Konzert gespielte Triosonate von Pierre Prowo ursprünglich Georg Philipp Telemann zugeschrieben wurde.
Während die Konzert-Musik verklungen ist und die Malutensilien längst wieder eingepackt sind, sind das Video und die Ausstellung noch zu bis zum 13. Juni in der KWS Art Lounge NEWCOMER in der Tiedexer Straße 20 a/b in Einbeck zu sehen: mittwochs von 11 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr, freitags von 16 bis 18 Uhr und sonnabends von 11 bis 13 Uhr. In der Art Lounge ausliegende Postkarten der Arbeiten sollen die Kunst jedem noch leichter zugänglich machen.
Foto: Julia Lormis