Wangelnstedt/Einbeck (haa). Ende April geht es wieder los: Die Mähsaison der Landwirte beginnt. Doch das bedeutet auch Gefahr für die Rehkitze, die im hohen Gras oft von den Landmaschinen und ihren Fahrern übersehen werden. Sie kommen meist Anfang Mai und Ende Juli zur Welt und nutzen die Felder als gemütliche Liegeflächen. Rainer Schaumann hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Rehkitze mithilfe einer Wärmebilddrohne zu retten. Bisher habe er dies alles allein finanziert, doch aufgrund des hohen Aufkommens benötigt er nun eine zweite Drohne. Um die hohen Kosten der Neuanschaffung zu stemmen, wurde eine Spendenaktion ins Leben aufgerufen.
Schaumann, 61 Jahre alt, hat sich im Jahr 2021entschieden, sich ehrenamtlich für die Rehkitzrettung einzusetzen. Nach seiner Frühberentung hat er beschlossen: „Ich muss etwas machen.“
Da Schaumann zuvor 30 Jahre als Jäger tätig gewesen ist und somit Erfahrung mit Wildtieren hat, hat er sich der Rettung der Rehkitze gewidmet. Nachdem er sich zahlreiche Youtube-Videos zum Umgang mit einer Wärmebilddrohne angeschaut hat, hat er sein Vorhaben in die Tat umgesetzt und sich auf eigene Kosten eine Drohne zugelegt. „Mit den notwendigen Akkus dazu ist der Kostenaufwand extrem“, betont Schaumann.
Bis 2023 ist er mit Bekannten für den Stadtoldendorfer Verein „Rehkitzrettung Nordsolling“ geflogen. Nachdem sich seine Tätigkeit herumgesprochen hat, hätten immer mehr Landwirte angefragt, um seine Hilfe in Anspruch zu nehmen, erklärt Schaummann. Doch nicht nur im Landkreis Holzminden ist Schaumann unterwegs, um die Rehkitze zu retten, auch im Landkreis Northeim – bis vor die Grenzen Einbecks – reicht sein Einsatzgebiet.
Dort hat er seine eigene Drohne laufend eingesetzt. Im Jahre 2023 sind hierdurch 52 Rehkitze gerettet worden. In der Hochphase ist Schaumann vier Wochen lang um halb 3 Uhr morgens aufgestanden, um die Kitze rechtzeitig aus den Feldern zu holen. In dieser Zeit sind zudem 85 weitere Rehkitze vor den Mähmaschinen geschützt worden.
Seit 2024 ist Schaumann für keinen Verein mehr tätig, sondern arbeitet auf eigene Faust. Erstmal hat er die Anfragen der Landwirte noch decken können, doch mit der Zeit haben sich die Landwirte rund um die Uhr bei ihm gemeldet, sodass die Kapazität mit nur einer Drohne nicht mehr ausgereicht habe.
„Die Landwirte melden sich gegen 20 Uhr und kündigen ihre Mäharbeit für 10 Uhr am nächsten Tag an“, erklärt Schaumann. Dann müsse es schnell gehen.
Die Drohne für die Rehkitzrettung müsse zunächst mit einer speziellen Software programmiert werden. So könne die Körperwärme der Tiere erkannt und die Kitze auf dieser Weise lokalisiert werden, führt Schaumann weiter aus.
Schaumann vertraut jedoch nicht immer der Technik, da sie nicht hundertprozentig zuverlässig sei. Er schaut lieber selbst durch die Kamera, um die Rehkitze ausfindig machen zu können.
Die Saison startet jedes Jahr Mitte oder Ende April und kann bis Mitte Juli andauern. Da die Sonne in den Sommermonaten schon früh aufgeht, müssten die Ehrenamtlichen bereits in der Nacht fliegen, um die Wildtiere mit der Drohne retten zu können. Neben seinem privaten Engagement unterstütze Schaumann auch die Rehkitzrettung Hils. Der gemeinnützige Verein aus dem Flecken Delligsen und Leinebergland macht sich ebenfalls für die Rehkitzrettung stark. Eine intensive Arbeit, für die nun eine zweite Drohne vonnöten ist.
Die Kosten würden sich auf etwa 5.400 Euro belaufen, nur für die Drohne. Ein Akku koste zusätzlich um die 250 Euro. Davon brauche Schaumann rund fünf Stück, um eine gerechte Nutzung sicherzustellen. Zudem würde die jährliche Wartung der Drohne 200 Euro betragen. Auf Grundlage dieser Rechnung wurde ein Spendenbetrag von 6500 Euro ausgerufen.
Schaumann würde sich sehr über Spenden seiner Mitbürger freuen, damit die Rehkitzrettung nicht unter den fehlenden Equipments leiden müsse und die hohen Kosten nach langer Zeit nicht nur auf seinen Schultern lasten. Für weitere Informationen oder Anliegen steht Herr Schaumann unter der Mobilnummer 0172 7897140 zur Verfügung.
Spenden könnt ihr unter folgendem Link: https://www.gofundme.com/f/anschaffung-einer-warmebilddrohne-fur-die-rehkitzrettung
Fotos: Rainer Schaumann