Northeim (red). Der neue Kantor der Northeimer St.Sixti Kirche heißt Henrik Stark und kommt aus der Markusgemeinde in Hannover. Mit 28 Jahren hat er sich am Wochenende im Rahmen der öffentlichen und nicht öffentlichen Präsentation durchgesetzt, sodass die Findungskommission, begleitet von Kirchenmusikdirektor Detlev Renneberg, ihn mit großer Mehrheit zum Nachfolger von Benjamin Dippel, der die Stelle über 13 Jahre innehatte und als Landeskirchenmusikdirektor nach Hannover gewechselt ist, gewählt hat. Über 20 Bewerber:innen gab es auf die attraktive Stelle, die mit dem Kirchenkreiskantorat verbunden ist, und es hat im Februar immer gleich lange Gespräche mit den interessierten Kirchenmusiker:innen gegeben.
Henrik Stark hat im Rahmen der öffentlichen Präsentation mit dem Gemeindesingen, dem Orgelliteraturspiel (Bach, Brahms,Duruflé) und dem liturgischen Orgelspiel, mit einer einfühlsamen, der Passionszeit entsprechenden Choralfantasie, überzeugt die allermeisten Kirchenbesucher (ca. 150) waren am vergangenen Freitag eigentlich so weit „wir brauchen gar keinen weiteren Bewerber- der ist es!“
Großer Applaus in der Kirche in Richtung Orgelempore, nachdem Henrik Stark auf Zuruf drei ihm vorher nicht benannte Lieder improvisierte und den Gemeindegesang spielerisch begleitete. Er war von Anfang an mit seinem fränkischen Dialekt bei den Besuchern angekommen.
Im nicht-öffentlichen Teil der Bewerbung kam er mit 16 Kindern der Minikantorei (Meike Davids) sofort in Kontakt, ein Gotteshaus wurde singend mit vielen Steinen gebaut. Gegen Abend leitete er einstündig die Kantorei und probte ein Stück von Knut Nystedt ein. Das Stück bekam er eine Woche zuvor- in der Kantorei kannte es keine/r. Nach 40 Minuten ein überzeugendes Ergebnis, vor allem das Einsingen und die Stimmbildung waren klar und zum Teil neu. Henrik Stark brachte ein eigenes Stück mit, dass der Kantorei zwar bekannt war, von dem sie zuvor jedoch nichts wusste, „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ von Mendelssohn Bartholdy- „so schön“, dieser Mendelssohn, so Henrik Stark.
Mit viel Beifall wurde er am Freitagabend verabschiedet der Vorsitzende der Findungskommission Christian Steigertahl informierte ihn und seine Lebensgefährtin am späten Samstagabend, nach einem weiteren Bewerbungsmarathon in Kirche und Gemeindehaus, dass die Kirchengemeinde und der Kirchenkreis sich sehr freuen, dass er sich beworben hat und nun auch strahlender Sieger geworden ist. KMD Detlev Renneberg sagt, da ist ganz viel Potenzial, das noch lange Zeit hat, sich auch weiterzuentwickeln. Und das im Kirchenkreis Leine-Solling und in der Kirchengemeinde St. Sixti. „Nehmen Sie die Stelle an?“ „Na klar, ich freue mich riesig“.
Zur Person
Henrik Stark wurde in Erlangen geboren. Seine musikalische Ausbildung begann im Alter von 6 Jahren mit dem Erlernen des Klavierspiels. Mit 9 Jahren lernte er in der Jungbläseraus-bildung Waldhorn und trat ein Jahr später in den Posaunenchor seines Heimatortes Diespeck ein. Über diesen und die Gottesdienste in der Gemeinde kam er auch mit der Orgel in Berührung und erhielt einen ersten Orgelunterricht. Bereits in der Schulzeit eignete er sich ein breites musikalisches Spektrum an, wie das Spielen des E-Basses und der Keyboards in diversen Bands und in beiden Jazzcombos des Gymnasiums; mit dem Waldhorn trat er im Schulorchester auf und im Blasorchester der Musikschule.
Nach dem Abitur 2015 ging er nach Bayreuth, um den Bachelor in Kirchenmusik zu machen; darüber hinaus erhielt er Unterricht im Nebenfach an den Instrumenten Violoncello, Harfe, Schlagzeug und Waldhorn sowie Grundlagen der Kinder- und Jugendchorleitung. Nach der Bachelorprüfung wechselte er zum Masterstudium an die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover; in der Zeit war er Kirchenmusiker in Westercelle für zwei Jahre (Elternzeitvertretung)- seit Januar 2023 ist er an der Markus- und Apostelkirchengemeinde Hannover tätig mit sehr viel Chorarbeit und Konzerten incl. deren Management.
Das künstlerische Bachelorstudium im Fach Dirigieren mit dem Schwerpunkt Chor- und Ensembleleitung begann im November 2023, und in den letzten Jahren war er auch selber Chorsänger als Mitglied der Audi-Jugendchorakademie. Das Masterexamen (A-Kirchenmusiker) schloss er 2024 mit der Note 1,2 ab.
Interview
Herr Stark, was reizt Sie an der Northeimer Kantorenstelle?
Stark: Die vielen Möglichkeiten, die offenen und herzlichen Menschen und die große Wertschätzung der Kirchenmusik machen Northeim zu einer richtigen Traumstelle. Und auch das schöne Fachwerk und die herrliche Landschaft der Region lassen eine einfache Entscheidung zu.
Eine kirchenmusikalische Breitenarbeit mit Nachwuchsförderung ist sicherlich weiterhin notwendig und steht ja so auch in der Ausschreibung. Haben Sie sich dazu auch schon Gedanken gemacht?
Stark: Ich habe selbst tolle Erfahrungen in der Kindheit mit der Musik und der Kirche machen dürfen und bin froh, wenn ich auch folgenden Generationen diese Geschenke fürs Leben mitgeben kann. Ein paar Ideen, auch für Kooperationen, schwirren mit bereits im Kopf herum und ich bin gespannt, was sich davon umsetzen lässt.
Kannten Sie St. Sixti schon? Den Kirchenraum, die Orgel? Spielt die Orgel bei den musikalischen Akzenten, die Sie setzen wollen, eine große Rolle?
Stark: Ich war vorher noch nicht in St. Sixti, aber schon beim ersten Betreten war ich von dem alten, hervorragend renovierten Kirchenraum und der großen Akustik sehr angetan. Die Gloger-Ott-Janke-Orgel ist natürlich ein besonderer Schatz, deren Restaurierung ein großes Thema der nächsten Jahre sein wird, damit wir uns noch lange an dem einzigartigen Klang erfreuen können.
Sie hatten ja bereits eine Probe mit der Kantorei- welchen Eindruck hat sie, die Probe, bei Ihnen hinterlassen?
Stark: Ich war sofort begeistert von dem Wohlwollen, das mir entgegengebracht wurde, und der präzise Klang, den die Kantorei kultiviert hat, hat mich sehr beeindruckt. Der Chorarbeit und den gemeinsamen Auftritten und Ausflügen blicke ich mit besonders viel Vorfreude entgegen.
Kommt Ihre Lebensgefährtin auch mit nach Northeim?
Stark: Ja, wir freuen uns darauf, unseren Lebensmittelpunkt nach Northeim zu verlagern und die schöne Gegend und Stadt zu erkunden.
Sie werden auch Kirchenkreiskantor sein und haben die beiden Kollegen aus Einbeck (Ulrike Hastedt) und Uslar (Ole Hesprich) bereits im Bewerbungsverfahren kennengelernt. Kirchenkreisarbeit schreckt Sie nicht ab?
Stark: Im Gegenteil: Seit ich kirchenmusikalisch tätig bin, habe ich stets in mehreren Kirchen musiziert und empfand das Über-den-Tellerrand-Schauen und das Kennenlernen verschiedener Gemeinden immer als große Bereicherung. Ich freue mich auf die Teamarbeit mit den hauptamtlichen Kirchenmusiker:innen im Kirchenkreis Leine-Solling und bin mir dessen bewusst, dass sich die Kantorate in den nächsten Jahren in einem inhaltlichen Gestaltungsprozess befinden, an dem ich mitmachen möchte, auch um Erfahrungen zu sammeln.
Foto: Christian Steigertahl