Einbeck (red). Was ist Glück – und was passiert, wenn es fehlt? Dieser Frage ging das diesjährige EinTanz-Projekt unter dem Titel „Glückssachen“ mit eindrucksvoller künstlerischer Kraft nach. Was das Publikum im Juni in der Multifunktionshalle Einbeck erlebte, war weit mehr als eine Tanzvorstellung. Es war eine emotionale Reise durch das Innenleben einer jungen Generation – erzählt in Bewegung, Licht und Stille.
Zwischen Showlicht und Selbstzweifel
„Glückssachen“ war eine choreografisch verdichtete Momentaufnahme jugendlicher Wirklichkeit. Die Szenen verknüpften szenisches Spiel, ausdrucksstarken Tanz und symbolische Bilder zu einem fließenden Gesamtbild. Vom glamourösen Auftakt bis zum leisen Finale wandelten die Akteurinnen und Akteure durch Szenen des Erfolgs, der Überforderung, des Scheiterns und der Wiederannäherung an sich selbst. Der Bühnenraum wurde dabei zur Projektionsfläche: für Selbstzweifel, Resilienz, Freundschaft – und die tiefe Frage nach Zugehörigkeit in einer Zeit, die ständige Selbstoptimierung verlangt.
Die Inszenierung zeigte depressive Verstimmungen, digitale Reizüberflutung, Familienkonflikte – aber auch Momente der Heilung und des Ankommens. Der Schluss verzichtete bewusst auf einen klaren Ausweg. Stattdessen stand ein Innehalten, das den Zuschauerinnen und Zuschauern Fragen mit auf den Weg gab: Was ist mein Ort? Was gibt mir Halt? Was bedeutet Glück in einer Welt voller Krisen?
Tanz als Sprache der Gemeinschaft
EinTanz 2025 war ein Projekt, das mehr wollte – und mehr war: ein kultureller Begegnungsraum, getragen von religions- und sozialpädagogischer Arbeit, kreativer Energie und echtem Miteinander. Hinter der künstlerischen Leitung standen Rebecca Koch, Marc Hertwig, Tom Astein und Harm Bremeyer, die gemeinsam mit dem Ensemble einen Raum schufen, in dem junge Menschen sich ausdrücken, wachsen und gesehen werden konnten.
Drei öffentliche Vorstellungen in der Multifunktionshalle erreichten rund 600 Zuschauerinnen und Zuschauer, die Schulvorstellungen lockten zusätzlich beeindruckende 900 Schülerinnen und Schüler aus der Region. Schulen wie die Goetheschule, IGS Einbeck, Löns-Realschule, BBS Einbeck, PGS und die RvD Dassel waren vertreten – ein eindrucksvoller Beleg für die Verankerung des Projekts im regionalen Bildungskontext.
Mit Herz, Mut und Haltung
Das Ensemble bestand aus: Leana Kieß, Lina Engelke, Jonna Gehl, Luise Deichmann, Juna Kurtz, Alina Borns, Madita Henze, Iljana Hahndorf, Carolin Arlt, Julia Heitmüller, Svenja Schiegl, Isabel Behrens, Astrid Becker, Henny Erdmann, Joana Strunk, Marvin Kreikenbohm, Summer Fröhlich und Freya Brockmeyer. Sie alle überzeugten mit Leidenschaft, Mut zur Verletzlichkeit und beeindruckender Bühnenpräsenz. Unterstützt wurden sie von rund 50 Ehrenamtlichen, die hinter den Kulissen zum Gelingen beitrugen.
Wer sich auf „Glückssachen“ einließ, verließ den Saal mit mehr als Applaus – nämlich mit dem Gefühl, dass Glück nicht konsumiert, sondern im Miteinander erlebt wird.
Foto: Spieker Fotografie