Region (red). Jede Regenpause zählt: Niedersachsens Landwirte arbeiten in diesen Tagen oft bis tief in die Nacht, um ihr Getreide trocken von den Feldern zu holen. „Weil ab Sonntag eine Regenfront angesagt war, haben viele Landwirte am Samstag die Nacht durchgeerntet“, berichtet Konrad Westphale, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für pflanzliche Erzeugnisse im Landvolk Niedersachsen. Der Grund für diesen Einsatz: Jeder zusätzliche Regenschauer erhöht das Risiko von Pilzbefall und Auswuchs am Halm – und mindert damit die Qualität des Korns. „Nur so sichern wir, dass das Getreide als hochwertiges Mehl für Brot, Kuchen oder Pizza genutzt werden kann“, betont Westphale gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.
Dabei hat die Ernte 2025 schon vor dem Sommer gelitten: Die Trockenheit im Frühjahr hinterließ vor allem auf sandigen Böden deutliche Spuren. Dennoch konnte die Gerstenernte noch rechtzeitig und mit guten Ergebnissen eingefahren werden. „Mit rund 77 Dezitonnen pro Hektar (dt/ha) haben wir bei der Wintergerste einen erfreulichen Durchschnittsertrag erreicht – besser als im Vorjahr mit 72,5 dt/ha“, zieht Westphale Bilanz. Jeder Millimeter Regen im Frühjahr und jeder Bodenpunkt habe sich in diesem Jahr besonders stark im Ertrag niedergeschlagen.
Für den weiteren Ernteverlauf hatten viele Ackerbauern hohe Erwartungen. Doch die seit Wochen anhaltenden Niederschläge bremsen den Mähdreschereinsatz vielerorts fast komplett aus. „Wir brauchen dringend drei bis vier trockene, warme Tage am Stück, damit Weizen und Raps ohne Qualitätsverluste geerntet werden können“, erklärt Westphale, der seine Felder in Ottbergen bei Hildesheim bewirtschaftet. Besonders der Winterweizen sei jetzt unter Zeitdruck: „Backqualität kann nur gesichert werden, wenn er in den nächsten zwei Wochen gedroschen wird.“
Die wirtschaftliche Lage macht die Situation zusätzlich angespannt. „Die Erzeugerpreise sind derzeit so schlecht, dass nur mit Top-Ergebnissen kostendeckend gearbeitet werden kann“, stellt Westphale klar. Dazu kommen ungewöhnliche Entwicklungen auf den Feldern: Roggen leidet nicht nur unter den Frühjahrsschäden, sondern jetzt auch unter Lager durch Regen. Raps zeigt mancherorts sogar schon wieder Blüten – ein Zeichen für starken Durchwuchs.
Die Hoffnung der Landwirte ruht nun auf einer stabileren Wetterlage. „Die Qualität unserer Ernte steht und fällt in diesem Jahr mit dem Wetter der kommenden Tage“, so Westphale.
Vorläufige Ernteergebnisse in Niedersachsen (Stand 28. Juli 2025):
- Wintergerste: 99 % geerntet, durchschnittlich 77 dt/ha (Vorjahr: 72,5 dt/ha)
- Winterraps: 45 % geerntet, durchschnittlich 37 dt/ha (Vorjahr: 37,5 dt/ha)
- Winterweizen: 16 % geerntet, durchschnittlich 80 dt/ha (Vorjahr: 76 dt/ha)
Beim Weizen und Raps sind noch deutliche Änderungen möglich – abhängig davon, ob sich die Mähdrescher in den nächsten Wochen wieder häufiger in Bewegung setzen können.
Foto: Landvolk Niedersachsen