Einbeck (red). In der jüngsten Informationsveranstaltung des Sozialverbandes mit dem Landtagsabgeordneten René Kopka kritisierten die Mitglieder die seit Jahren unzureichende Facharztversorgung in Einbeck für Kassenpatientinnen und Kassenpatienten in den Bereichen Dermatologie und Urologie.
„Die Lage hat sich durch die ersatzlose Schließung der Praxis Blume in der Chirurgie verschärft“, so der Vorsitzende Rolf Hojnatzki. Damit gäbe es in Einbeck aktuell auch keinen Durchgangsarzt. Ein Durchgangsarzt (D-Arzt) sei die erste Anlaufstelle nach einem Arbeits- oder Wegeunfall, um die Erstversorgung sicherzustellen, die medizinische Diagnose zu stellen und die weitere Behandlung zu koordinieren. So müssten nun entsprechende Patientinnen und Patienten auf jeden Fall nach Northeim, um später keine Nachteile in der Versorgung zu riskieren, führt Hojnatzki weiter aus.
René Kopka zeigte sich ebenfalls unzufrieden und kritisierte in diesem Zusammenhang die Kassenärztliche Vereinigung. Die Erfüllung der Soll-Facharztsitze auf dem Papier spiegele nicht den Bedarf vor Ort wider. Mit diesem Vorwurf konfrontiert, verweist die Vereinigung darauf, dass ihr angeblich keine Beschwerden vorlägen.
Er erläuterte, wie der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten über Verhältniszahlen (Einwohner pro Ärztin/Arzt) ermittelt wird. Ab einem Versorgungsgrad von 110 Prozent werde ein Bereich für neue Niederlassungen gesperrt. Die urologische Versorgung umfasst den gesamten Landkreis Northeim mit aktuell vier Urologinnen und Urologen und damit einem Versorgungsgrad von 120,7 Prozent. Alle hausärztlichen Planungsbereiche (Einbeck, Uslar, Northeim) liegen über 110 Prozent und sind ebenfalls gesperrt, obwohl viele Patientinnen und Patienten in Einbeck erfolglos eine Hausärztin oder einen Hausarzt suchen.
„Was nützt uns ein MRT in Einbeck, das nur Privatpatienten zur Verfügung steht?“, so in diesem Zusammenhang die kritische Frage aus der Versammlung.
Darüber hinaus deute die weitere Prognose auf eine dramatische Unterversorgung in den nächsten Jahren hin. Zwar gebe es vom Landkreis und vom Land Niedersachsen verschiedene Versuche, gegenzusteuern. Diese würden im Hinblick auf die langjährigen Studien- und Weiterbildungszeiten aber voraussichtlich erst in einigen Jahren greifen.
René Kopka schlägt eine konzertierte Aktion der Wohlfahrtsverbände vor, um die unzureichende Situation vor Ort gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung deutlich zu machen.
Die Versammlung unterstützte diese Vorgehensweise. Rolf Hojnatzki werde umgehend in der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände versuchen, mit Kirchen, DRK und Arbeiterwohlfahrt sowie dem Rat der Stadt eine Initiative zu starten.
Die Versammlung diskutierte darüber hinaus über die Chancen von Telemedizin in der ländlichen Region, die Folgen aus der Schließung der hausärztlichen Bereitschaft am Einbecker Krankenhaus und die zeitnahe Erlangung von Terminen bei Fachärztinnen und Fachärzten.
Foto: SoVD-Ortsverband Einbeck