Region Leinepolder (r). Viele unserer heimischen Vögel pendeln zwischen ihren Brutgebieten und den Überwinterungsarealen hin und her. Im Herbst lassen sich in den Leinepoldern Zugvögel beobachten, das Gebiet ist für zahlreiche Arten im September und Oktober ein beliebter Aufenthaltsort.
Natur im Wandel
Wie stark die Natur dem jahreszeitlichen Wandel unterliegt, zeigen die Vögel. Etliche derjenigen Arten, die ganzjährig Insekten als Nahrung benötigen, sind Zugvögel. „Sie profitieren vom insektenreichen Frühling und Sommer in unseren Breiten und nutzen während des Winters das Nahrungsangebot im Mittelmeerraum oder in Afrika“, erklärt Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e. V.
Zu den kleinen Insektenfressern, die im Herbst aus den Leinepoldern abwandern, gehören der Zilpzalp und der Fitis. Andere sind schon vor einigen Wochen abgereist, zum Beispiel die Mauersegler. Die meisten Mehlschwalben sind im September ebenfalls bereits weg. Bald folgen ihnen die Rauchschwalben, die sich nun zu größeren Trupps sammeln. Ähnlich verhält es sich mit den Staren. Im September und Oktober bilden sie Schwärme von bis zu einigen tausend Individuen. Die Schilfflächen in den Poldern sind immer wieder beliebte Schlafplätze.
„Weil der Star kein reiner Insektenfresser ist, sondern auch Würmer, andere kleine Tiere sowie Pflanzenteile frisst, scheint sich für ihn eine Überwinterung in Mitteleuropa zu lohnen“, weiß Thomas Spieker. Waren noch vor nicht allzu langer Zeit praktisch alle Stare Zugvögel, lassen sich immer häufiger auch im Winter hierzulande einige beobachten.
Rasten an der Leine
Die schlammigen Uferbereiche der Leine und überschwemmte Wiesen ziehen im Herbst rastende Zugvögel an. „Im Naturschutzgebiet können dann mit etwas Glück verschiedene Watvogelarten wie Grünschenkel, Bruchwasserläufer oder Alpenstrandläufer angetroffen werden“, berichtet Spieker. Die Färbung dieser Vögel ist meist recht schlicht, man kann sie am besten mit einem Fernglas oder Spektiv (Beobachtungsfernrohr) beobachten.
„Wer glaubt, man könne die Tiere besser erkennen, wenn man sich an sie heranschleicht, der sollte bedenken, dass dafür die Wege verlassen werden müssten – und das ist aus gutem Grund verboten“, mahnt Thomas Spieker. In den Leinepoldern gilt ein Wegegebot für Menschen und mitgebrachte Vierbeiner, damit die Wildtiere nicht gestört werden. „Die rastenden Zugvögel sind hier, um Energie zu tanken und nicht um sie zu verschwenden, weil sie durch Menschen oder Hunde gestört und aufgeschreckt werden“, so der Naturkenner.
Weißstörche, Kraniche und Gänse
Die meisten Weißstörche überwintern in Afrika. Ihre diesjährigen Jungen sind fast alle bereits abgereist, die Altvögel folgen ihnen im September oder Oktober. Vorher sammeln sie sich zu kleineren Gruppen. Einige der großen, schwarz-weißen Schreitvögel überwintern jedoch in den Leinepoldern und in der Umgebung.
Oktober und November sind in den meisten Jahren die Hauptmonate des herbstlichen Kranichzugs. Mitunter lassen sich schon Ende September einige dieser Vögel zwischen Einbeck und Northeim beobachten. Graugänse wurden in der Vergangenheit im September in größeren Zahlen gesichtet, die Tundrasaatgänse lassen bis Oktober oder November auf sich warten.
Mehr Informationen über die Natur in den Leinepoldern gibt es im Internet unter www.naturerlebnis-leinepolder.de. Bei Google Play gibt es die Android-Version der kostenlosen Gebietsführer-App “Naturerlebnis Leinepolder” und im Apple-Store die entsprechende Version fürs iPhone. Aus Anlass der Vogelzuges veranstalten die Naturscouts in den kommenden Wochen mehrere öffentliche Führungen. Die Termine sind unterr www.naturscouts-leinetal.de im Web oder der Tagespresse zu finden. Bei frühzeitiger Terminabsprache können auch individuelle Führungen gebucht werden. Informationen darüber, welche Vogel- und Säugetierarten in den Leinepoldern bereits beobachtet wurden, liefert www.naturgucker.de, das gemeinnützige Netzwerk für Tier-, Pflanzen- und Pilzbeobachtungen weltweit. Über 52.000 Aktive sind engagiert, mehr als 9,4 Millionen Beobachtungen und über 1,2 Millionen Naturbilder.
Foto: katharina2013/Pixabay