Einbeck (gs). Am 20. September wurde der Heinrich-Keim-Weg in Rahmen einer Veranstaltung im kleinen Kreis durch Einbecks Bürgermeisterein Dr. Sabine Michalek offiziell eröffnet. Eigens zu diesem Anlass waren Tochter Angelika Domeier und Enkeltochter Petra Domeier von Heinrich Keim aus Hannover angereist.
Die Anregung, den Verbindungsweg zwischen Ostertor und Rabbethgestraße in Heinrich-Keim-Weg umzubenennen, kam von der Einbeckerin Erika Rau. Sie lebte seinerzeit als Fünfjähriges Mädchen mit ihrer Familie in unmittelbarer Nähe, genauer gesagt in der Rabbethgestraße 3a. Rau schilderte ihre Eingabe mit dem mutigen, tatkräftigen und risikoreichen Handeln Heinrich Keims am Ende des Zweiten Weltkrieges. Keim habe im April 1945 mit seiner Fahrt, gemeinsam mit Werner Lüttge auf dem Motorrad, zu den vor der Stadt stehenden amerikanischen Truppen den ersten Impuls zum sofortigen Handeln gegeben, als die US-Truppen Einbeck bereits beschossen haben. Die beiden bewegten den kommandierenden Offizier, Captain Ernest Kaufman, letztlich das Feuer auf die Stadt einzustellen. Am 9. April übergab der Stadtkommandant Generalleutnant Walter Behschnitt die Stadt kampflos an die Amerikaner.
Den Ausführungen von Erika Rau merkte man an, dass ihr die Straßennamensänderung eine Herzensangelegenheit ist. Dass Einbeck nicht zerstört wurde, bleibt mit dem Namen Heinrich Keim verbunden. Heinrich Keim, damals 28 Jahre alt, wurde von den amerikanischen Besatzungstruppen zum kommissarischen Bürgermeister ernannt. Wenig später wurde er 1946 zum Stadtdirektor berufen. Dieses Amt füllte er fast 40 Jahre lang bis 1981 aus. Heinrich Keim baute die Stadtverwaltung neu auf und sorgte in den Nachkriegsjahren dafür, dass sich Industriebetriebe in Einbeck ansiedelten.
Keim war ohne Zweifel einer der prägendsten Männer Einbecks im 20. Jahrhundert. Den Straßennamen dürfte Heinrich Keim deshalb auch nicht einzig für seinen Einsatz am 8./9. April 1945 bekommen, sondern ebenso für seine Politik nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Namensänderung wurde zunächst durch den Verwaltungsausschuss und später durch den Stadtrat einstimmig zugestimmt.
Fotos: Gerd Stahnke