Einbeck (gs). Sven Achtermann, Spitzname 8er, Präsentierer von Bildvorträgen, Expeditionsleiter zur See, Naturfotograf und Motorradreisender, Baujahr 11/ 1959, verheiratet, zwei Töchter, im richtigen Leben Teamleiter kommunale Verwaltung (Grün und Umweltschutz) in Laatzen,referierte eindrucksvoll auf Einladung der PS Förderfreunde vor 310 Zuhörern der PS-Halle zusammen mit seiner jüngeren Tochter Tessa über seine abenteuerliche Tour durch Nepal. Zweieinhalb Wochen lang hatte der Hildesheimer das Land im November und Dezember 2017 zusammen mit seiner Tochter Tessa auf nur zwei Rädern bereist, natürlich auf einer Royal Enfield Bullet 350. Eine Gruppenreise war nichts für mich, berichtet Achterman, seine 23-jährige Tochter Tessa fing sofort Feuer — wenn Papa zahlt.
Die Tour startete in Katmandu, von dort aus ging es auf abenteuerlichen Straßen in Richtung Pokhara in Zentralnepal. Auf der Strecke kommt es zu dem ersten Zwischenfall. Ein überbesetzter Kleinbus mit 30 Personen auf dem Dach überholt dauerhupend einen Lkw. Da links eine Felswand keine Lücke lässt, kommt nur eine Alternative infrage, die kleine Lücke zwischen Bus und Lkw zu nutzen.
Die Enfield rutscht in Richtung der nachfolgenden Lkw und kommt zum Glück davor zum Stillstand. Wie durch ein Wunder bleibt Tessa unverletzt, Achtermann trägt eine Beinverletzung davon. Die Bullet erwischt es an Sturzbügel, Lampe, Griffen und Fussrasten. Das blutende Knie wird von Tessa mit bekannten Sanitärdesinfektionsmittel übergossen. Im nächsten Ort werden die Wunden von Mensch und Maschine behandelt. Danach ging es weiter in Richtung Lumbini. Kurz danach kam es zum zweiten Zwischenfall, die Bullet fing an zu schlingern, sieben gebrochene und zwei ausgeschlagene Speichen am Hinterrad verhinderten eine Weiterfahrt. Gott sei Dank hielt ein Kleinbus an und nahm Tessa samt Gepäck mit ins sieben Kilometer entfernte Butwal. Achtermann schob die defekte Bullet hinterher, Gott sei Dank bei überwiegenden Gefälle, ehe er seine Tochter stunden später am Ortsrand von Butwal wiedertraf.
Ein Gastraum in einem sehr einfachen Hostel wird kurzerhand zu einer Motorradwerkstatt umfunktioniert. Durch die "Zwangspause" unternahmen Vater und Tochter zunächst einen grandiosen Paraglidingflug und aufgrund einer starkern Bronchitis von Tochter Tessa einen Flug mit Ultraleichtflugzeugen, um dennoch in größe Höhen zu kommen. Dieser Flug sollte für beide unvergessen bleiben. In einer dichten Wolkenschicht verlieren sich die beiden Piloten aus den Augen. Auch nach dem Durchbrechen der Wolkenschicht in 5000 Meter Höhe keine Spur von Tessa. Das nervöse Suchen des Piloten und der Funkverkehr mit dem Tower, der etwas von „Problemen“ funkt, verstärken Achtermanns Panik. Wieder heil auf dem Boden angekommen liegen sich Vater und Tochter erleichtert in den Armen. Tessa fügte hinzu, das Ihnen nach dieser „Odyssee“ noch ein Gutschein für einen Freiflug angeboten wurde, aber es wurde „wohlwollend“ verzichtet. Inzwischen hat sich in Sachen Bulletreparatur auch etwas getan, der Bruder des Hostelbetreibers hat einen Onkel, dessen Sohn in einer Fahrradwerkstatt arbeitet, der dort jemanden kennt, der wohl eine Bulletfelge neu einspeichen kann. Gesagt, getan, mittels „Fußarbeit“ werden die neuen Speichen eingezogen.
Aufgrund von Zeitverlust wurde auf den Besuch von Lumbini verzichtet. Seit 20 Jahren standen wieder Wahlen in Nepal an, was heißen soll, das mit Streiks und Strassensperren zu rechnen ist. Auf dem Weg zum Chitwan-Nationalpark kamen die Achtermanns dann wirklich in eine Straßensperre der kommunistischen Partei. Mit etwas Verhandlungsgeschick schaffte es Achtermann, die Sperre unbeschadet zu passieren. Er bot an, etwas Werbung für die kommunistische Partei zu fahren, indem er die weiße kommunistische Parteiflagge mit roter Sonne, rotem Hammer und Sichel am Lenker seiner Bullet anbrachte. Am nächsten Tag stand die letzte Mega Etappe an, die Rückfahrt nach Katmandu. Aufgrund der immer noch anhaltenden „Unruhen“ ein ungewisses Unterfangen, aber nach 12 Stunden Fahrzeit erreichen die Achtermanns völlig erschöpft die nepalesische Hauptstadt. Die Bullet, die gute Dienste geleistet hatte, wurde am Abend vor dem Rückflug vom Verleiher „Amar“ höchstpersönlich abgeholt.
Die Hinweise auf den Sturz und die notwendigen Reparaturen nahm der Verleiher enspannt entgegen: „Hauptsache ihr seid okay! Prima, selbst der Tank ist ja unbeschädigt.“ In der Nacht wurden alle Flüge storniert, konnten die Heimreise dann aber am darauffolgenden Mittag antreten. Immer wieder sprach Achtermann in seinem Vortrag von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der nepalesischen Einwohner. Das nächste Projekt ist auch schon eingetütet. Noch in diesem Jahr will Achtermann mit „Kumpel“ Thomas Oser die Tour „Ulaanbaatar – Samarkand – Hildesheim- 20.000 KM Straße, Menschen, Welt!“ in Angriff nehmen. „Viele Länder, Begegnungen und tausende Kilometer warten auf unsere Suzukis und natürlich auf uns.“
Fotos: gs