Einbeck (red). Malereien, Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen als lebendige Wesen und deren kosmische Abstammung zu betrachten und „das Unbelebte zu beseelen“, wie es Kuratorin Elmas Senol formuliert – darum geht es in der Ausstellung von Aljoscha bei KWS. Seine Skulpturen stehen im Freien, sind an Wänden befestigt, werden unter Glasglocken aufbewahrt oder scheinen wie schwerelos im Raum zu schweben. Der Künstler schafft unter anderem aus Polyethylen, Acryl, Glas und Pigmenten feingliedrige und komplexe Strukturen, die der Betrachter mit Korallen, Flechten, Schwämmen, Fossilien oder DNA-Strängen vergleichen möchte. Aber seine Werke sind keine Nachahmung von natürlichen Objekten. „Aljoscha sieht sich als Schöpfer neuer, möglicher Lebensformen“, sagte KWS Vorstandsmitglied Dr. Peter Hofmann bei der Eröffnung der Ausstellung „Panspermia and Cosmic Ancestry“ bei KWS.
Die Ausstellung ist in der langen Reihe von „Kunst im BiT“ eine doppelte Premiere: Erstmals sind Skulpturen zu sehen und zum ersten Mal ist nicht allein das Biotechnikum der Schauplatz der Kunst. Auf der benachbarten Freifläche finden sich Objekte ebenso wie in einem Innenhof. Die Vernissage-Gäste gingen aus dem Biotechnikum gemeinsam über die gläserne Brücke ins BIG-Gebäude, wo im Lichthof unter der Glaskuppel ein Acrylglaskunstwerk schwebt. Die Hängeskulptur ist von Aljoscha eigens für KWS konzipiert worden und steht in direkter Auseinandersetzung mit der Architektur: Die Transparenz der Konferenz- und Büroräume findet ihre Entsprechung in der Transparenz und Farbigkeit des Kunstwerks. Bei der Eröffnung lud Kuratorin Elmas Senol, Kunsthistorikerin aus Berlin, die Besucher ein, in den Kosmos von Aljoscha einzutauchen. Für die musikalische Begleitung sorgte Julia Dietrich an der Harfe.
Unter den Begriffen „Bioismus“ und „Biofuturismus“ will Aljoscha neue und unendliche Lebensformen im Universum verbreiten. „Bioismus ist der Versuch, Kunst zu schaffen, die auf Lebendigkeit, Vielfalt und Komplexität basiert, dehnt Leben auf die unbelebten Dinge aus“, sagt der Künstler. „Ich betrachte jedes meiner Werke als Lebewesen.“ „Aljoschas Hängeskulpturen könnte man als räumliche Materialisierung des galaktischen Nebels verstehen, sein OEuvre als ein Netzwerk miteinander verwobener Lebewesen“, erläuterte Kuratorin Elmas Senol. Die Lehre der Panspermie geht davon aus, dass durch kosmische Sporenwanderung die Anfänge des Lebens auf die Erde gebracht wurden und das Leben seinen Ursprung an einem unbekannten Ort im Universum hat („Cosmic Ancestry“, kosmische Abstammung).
Aljoscha, geboren 1974 in der Ukraine, besuchte 2001/2002 als Gasthörer an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf Vorlesungen bei Konrad Klapheck. 2006 war er in der Internationalen Sommerakademie Salzburg bei Shirin Neshat und Shoja Azari eingeschrieben. 2008 erhielt Aljoscha den ersten Preis in Skulptur auf der XXXV. Premio Bancaja, Valencia, in Spanien und den Skulpturenpreis „Schlosspark 2009“ in Köln. 2010 vollendete er sein Installationsprojekt „bioism uprooting populus“, das durch die Karin Abt-Straubinger Stiftung, Stuttgart, gefördert wurde. Seit 2003 lebt und arbeitet Aljoscha in Düsseldorf.
Interessierte können am Donnerstag, 22. August 2019, um 18.30 Uhr die Ausstellung noch einmal besuchen. Anmeldungen dafür nimmt Bettina Alex bei der KWS SAAT SE gerne entgegen: Telefon 05561 311 638, E-Mail
Foto: Julia Lormis