Northeim (hakö). Es reicht langsam! Erst der "Wilde Westen" am Sollingtor, wo nun schon seit Jahren unter anderem Pendlern aus dem Raum Moringen/Höckelheim, Lieferanten, Touristen und Kunden der Zugang zur City erschwert, gar untersagt ist. Nicht nur die Gastronomie leidet, auch Bürgerinnen und Bürger rund um den sogenannten "Trabi-Trog" auf der einst pulsierenden Bahnhof-Westseite. Sie "stolpern" sich zum nächst gelegenen Großmarkt. Wer sagt hier nicht die Wahrheit und beantwortet die besorgte Frage "Warum diese inzwischen schikanösen, miserablen, längst nicht mehr hinzunehmenden Lebensverhältnisse?" Der Ruf nach Entschädigung wird laut in der Öffentlichkeit.
Damit nicht genug. Northeim hat künftig noch mehr zu bieten an "Blockaden". Da steht die Neugestaltung des Münsterplatzes an. Das heißt unter anderem: Straßen aufreißen, Bodenplatten aufstemmen und neue Rohre zur Trennung von Niederschlags- und Abwasser verlegen. Eine "mittlere Katastrophe", wenn es denn wirklich sein muss, für die Geschäftsleute, für Läden und auch Event-Manager. Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Northeimer Stadtlauf, müsste Start und Ziel verlegen. Die NOM MOT müsste womöglich auf freie Schulhöfe ausweichen, das beliebte Weinfest in die Wallanlagen. Der freie Zugang zur Stadthalle bleibt fraglich. Wie will man kurz- und mittelfristig Leerstände bekämpfen bei dieser An- und Aussicht?
Die Arbeiten, und das kennt man in der Kreisstadt schon, blickt man zur Bahnhofstraße und Sollingtor, dürften Jahre dauern. Vielleicht wäre es sinnvoller, in dieser Zeit den Kreissitz nach Einbeck zu verlegen. Dort hat das innerstädtische Verkehrskonzept jedenfalls nicht versagt. Die Bierstadt ist aus allen Richtungen problemlos zu erreichen.
Und was machen Politik und Verwaltung in NOM? Sie kündigen in einem Atemzug die nächste Großbaustelle an mit den Bauarbeiten ab Frühjahr 2020 rund um die Harztorkreuzung. Die Bundesstraße 241 in Richtung Katlenburg ist eine der wichtigsten Ausfallstraßen der Kreisstadt. Damit nicht genug. 2021 sollen die Bauarbeiten im Bereich Seesener Landstraße/Einbecker Landstraße fortgesetzt werden.
Das Leben in Northeim wird zunehmend zu einem Balanceakt. Die Freude, die einstige stolze Hansestadt mit ihrem aktuell so prächtigem Fachwerkensemble uneingeschränkt genießen zu können, schwindet mehr und mehr. Wut und Zorn macht sich vor allem bei Autofahrern breit über den spektakulären und, so scheint es, mit Leidenschaft betriebenen "Aufriss der Straßen, wo es nur geht". Hier fehlt es an klaren Aussagen des Rates und auch Worten der Entschuldigung. Und eben das vermisst der Bürger.
Vielleicht verlegen die Bürger ja ihren Wohnsitz aus der Kreisstadt aufs ruhige Land während der nächsten langen Jahre, geprägt von Großbaustellen. Ein Imageverlust für Northeim ohnehin. Auch und gerade der Handel leidet. Sehr sogar.
Foto: Hartmut Kölling