Fredelsloh (hakö). Der selbstbewusste, staatlich anerkannte Ausflugsort Fredelsloh, seit Jahrzehnten ein Besucher-Magnet in der Harz-Weser-Region, hat sich eine fast tausendjährige Tradition bis heute erhalten: Die Kunst des Töpferns. Noch immer arbeiten am Ostrand des Sollings, nördlich des Höhenzugs Weper, mehrere Kunsthandwerker mit dem natürlichen Rohstoff aus der Region bei Northeim. Sogar ein Denkmal haben die Fredelsloher ihren Töpfern geschaffen. Mitten im Ort sitzt "Schorse", eine lebensgroße Skulptur, an einer Töpferscheibe. Ein beliebtes Fotomotiv für die Besucher des idyllisch gelegenen Moringer Ortsteils.
Ein 1,5 Kilometer langer Rundweg führt zu allen Töpfern und Kunsthandwerkern, unter anderem auch zur Bunzlauer Handtöpferei in der Deichstraße 14-17, in Nachbarschaft zum Herbsthof. Ein Blick zurück auf die Geschichte: Die Töpferei wurde 1867 in Naumburg am Queis, Kreis Bunzlau, von der Familie Herkner gegründet. Am 1. Juni 1902 wurde sie vom Töpfermeister August Greulich übernommen.
Auf dem größten Tonvorkommen Schlesiens, dem Bunzlau-Naumburger Tonbecken, entstand in jahrhundertelanger Handwerksarbeit das Zentrum ostdeutscher Keramikherstellung. Die "Bunzeltippel" waren überall bekannt und beliebt. Es gab sie sowohl braun glasiert, als auch mit dem geschwämmelten Pfauendekor. Eine alte Töpferei in Fredelsloh bot 1948 dem Töpfermeister Georg Greulich und seiner Familie eine Werkstatt für einen Neuanfang nach der Vertreibung aus Schlesien, heißt es auf einer aktuellen Visitenkarte der Bunzlauer Handtöpferei Georg Greulich GmbH.
Nach großen schwierigem Anfang und mühevoller Arbeit in den ersten Jahren wurde 1967 eine neue Werkstatt bezogen, deren Erweiterung 1981 vorgenommen wurde. Es wurde neben der Pflege schlesischer Überlieferungen auch neue Formen und Farben entwickelt. Die Werkstatt wird jetzt von Volker List in 4. Generation weitergeführt. Werkstatt und Verkaufsräume können unter Corona-Bedingungen besichtigt werden. Momentane Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 bis 15 Uhr. Samstag nach Terminabsprache - Telefon 05555-441.
Im Mittelalter besaßen die Fredelsloher Töpfer übrigens eine technologische Spitzenstellung, die unter anderem dazu führte, dass Töpfe und Vorratsbehälter bis nach Tallinn und sogar bis nach Nowgorod in Russland verkauft wurden.
www.toepferdorf - fredelsloh.info
www.bunzlauer - handtoepferei.de
www.kaffeelino.de
Fotos: Hartmut Kölling