Einbeck (red). Nachdem im letzten Herbst mit den ersten Aktivitäten auf der neu angelegten Streuobstwiese begonnen wurde, haben sich in den letzten 9 Monaten eine Vielzahl an Aktivitäten ergeben. Dazu führte Werner Arzeus jetzt ein Interview mit den anderen Mitgliedern (Hartmut Bertram, Udo Beyland, Albert Deike, Joachim Henze, Klaus Kühne und Helmut Ostermann), um der breiteren Öffentlichkeit ein Bild des derzeitigen Standes zu geben. Besonders erwähnen und bedanken möchten wir uns an dieser Stelle für die fortwährende und sehr kompetente Unterstützung durch den Kreisnaturschutzbeauftragten Gerd Habermann, der jederzeit mit einem „offenen Ohr“ und sehr guten Anregungen zur Verfügung stand.
Frage: Hartmut, welche Aufgaben musste das Team im Herbst des letzten Jahres erledigen, um das Projekt der Streuobstwiese auf den Weg zu bringen?
Hartmut Bertram: Nach längerer Suche haben wir ein geeignetes Grundstück mit ca. 6.500 qm auf dem Bartshäuser Berg nordwestlich von Einbeck über den Kreisverband Northeim des BUND anpachten können und mit den entsprechenden Vorbereitungen begonnen. Als erste Aktivität standen „Steinelesen“ an, denn plötzlich waren wir „steinreich“, da auf der bisherigen Brachfläche eine sehr große Anzahl an Feldsteinen unterschiedlicher Größe lag, die in mühseliger Handarbeit gesammelt und auf Steinhaufen gelagert wurden. Daraus ist dann eine 5 m lange und 1 m hohe Trockenmauer entstanden. Daneben bemühten wir uns erfolgreich um die Finanzierung unseres Projektes durch Spenden von Firmen und Privatpersonen für die wir uns noch einmal aufrichtig bedanken. Auf der Streuobstwiese stehen inzwischen auch bereits 4 Bänke, die Wanderer und Naturliebhaber zum Ruhen und Schauen einladen und auch eifrig genutzt werden. Ebenfalls habe ich meinen alten Trecker wieder reaktiviert, der bei der Bewältigung von Transporten und Ähnlichem sehr hilfreich war und ist.
Frage: Nach dem Pflanzen der Hochstamm-Obstbäume – übrigens alles ältere und vor allem heimische Sorten, beschafft über einen ortsansässigen Gartenbaubetrieb, gab es doch bestimmt viele weitere Aktivitäten?
Udo Beyland: Ja, wir konnten uns bisher über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Wir mussten die Wasserversorgung für die jungen Pflanzen vorbereiten und haben Erdarbeiten zwecks Anpflanzung von über 650 Heckenpflanzen durchgeführt. Mit einer Kreiselegge wurde die Aussaat einer speziell für unsere Region zusammengestellte Kräuter- und Wildblumenmischung vorbereitet. Ebenfalls wurde eine Benjeshecke angelegt, um Igeln, kleineren Amphibien und auch Insekten eine neue Heimat zu bieten. Hierzu wurden aufgestapelte Fichtenholzrundhölzer aus einem nahegelegenen Borkenkäferbestand und drei uralte Lindenbaumstämme als Totholzparadies platziert. Darüber hinaus wurden Ansitzstangen für Greifvögel und einige Nistkästen gebaut und angeschafft, die inzwischen auch sehr gut angenommen wurden. Hier haben Blaumeisen, Kohlmeisen und Feldsperlinge bereits erfolgreich für Nachwuchs gesorgt.
Frage: Albert, die Wasserversorgung für die 40 Obstbäume, die 650 Heckenpflanzen und die Ansaat der Kräuter- und Blühwiese war doch sicherlich eine große Herausforderung?
Albert Deike: In der Tat waren hier vielfältige Aufgaben zu erledigen. Wir besorgten uns ein großes transportables Wasserfass für den Trecker, mit dem wir regelmäßig aus einem Brunnen Wasser für die Pflanzen holen und die Gießaktion auf dem doch relativ steilen Grundstück erfolgt dann händisch mit Gießkannen und Eimern. Gut, dass wir inzwischen die Ruhebänke aufgestellt haben und auch bereits einen älteren, aber noch gut erhaltenen, Bauwagen anschaffen konnten.
Frage: Was plant die Gruppe nun als nächste Vorhaben und welche Zielsetzung hattest Du persönlich bei Deinem Engagement?
Joachim Henze: Aktuell wollen wir eine Sandgrube als Wildbienen- bzw. Wildhummelnbiotop anlegen. Dann steht die erste Mahd unserer Streuobstwiese an, die wir artgerecht in zwei oder drei Teilen durchführen wollen, um den Kleintieren eine Fluchtmöglichkeit zu bieten. Vielleicht können wir bereits im Laufe des Jahres in Zusammenarbeit mit einem Schäfer eine kleinere Schafherde auf unsere Streuobstwiese bringen um damit die 2. Mahd zu vermeiden. Im unteren Bereich der Streuobstwiese haben wir eine Mulde ausgehoben und mit einer Teichfolie eine Vogeltränke geschaffen.
Für mich stand von Anfang an fest, dass hier ein einmaliges ökologisches Projekt (ohne Einsatz von Chemie, Dünger und Plastik) mit außerordentlicher Biodiversität, in einem rundherum landwirtschaftlich genutzten Umfeld, entstehen soll. Mit unserer Streuobstwiese und den bisher durchgeführten Aktivitäten haben wir ein ökologisches Kleinod geschaffen, dass auch im Kreisverband Northeim des BUND und darüber hinaus Beachtung gefunden hat. Es ist wunderschön zu beobachten, wie sich Fauna und Flora hier entwickeln und wie die Natur sich einen neuen Lebensraum für viele neue Pflanzen und Tiere schafft.
Frage: Klaus, Albert sagte bereits, dass ein Bauwagen angeschafft wurde, ist dieser denn schon zum Einsatz gekommen?
Klaus Kühne: Ja, die Anschaffung des Bauwagens – übrigens auch unter Beteiligung von Gerd Habermann – hat sich bereits jetzt bewährt. Wir werden in den nächsten Wochen den Bauwagen ein wenig „aufhübschen“, es sind einige kleinere Reparaturarbeiten notwendig und frische Farbe soll unser Wagen auch noch erhalten. Darüber hinaus wollen wir – zusätzlich zu den auf der Streuobstwiese platzierten Bänke – noch eine etwas größere Sitzgruppe aufstellen, die dann bei möglichen Vorträgen (z. B. Schulprojekten etc.) Sitzmöglichkeiten bieten wird. Zur fachlichen Ergänzung bei Vorträgen und zur Information sind Lehrtafeln und eine Schautafel mit Nennung der Unterstützer vorgesehen. Geplant ist hier eine Zusammenarbeit im Rahmen eines Projektes mit der BBS Einbeck.
Frage: Helmut, warum beteiligst Du Dich an diesem Projekt?
Helmut Ostermann: Sieben gestandene Männer, aus verschiedensten Branchen, keiner früher beruflich mit Natur oder Landwirtschaft verbunden, finden sich zusammen. Sie wollen einen kleinen Beitrag dazu leisten, wieder gutzumachen, was ihre Generation an Zerstörung von Natur und Klima angerichtet hat. Sie wollen mit einem Objekt, das sie hoffentlich um viele Jahrzehnte überleben wird, den nachfolgenden Generationen etwas Nachhaltiges hinterlassen. Sie wollen damit auch darauf hinweisen, dass ein gesellschaftliches Umdenken nötig ist: weg vom immer mehr und immer größer, hin zu bescheidener und im Einklang mit der Natur.
Vielen Dank für die aufschlussreichen Antworten und das Engagement für unsere Umwelt und Natur. In Zukunft sollten wir dann noch versuchen, den einen oder anderen jüngeren Umwelt- und Naturfreund für unsere Sache zu begeistern. Dazu können sich Interessierte jederzeit mit den Mitgliedern unserer kleinen Projektgruppe in Verbindung setzen.
Foto: Werner Arzeus