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Sonntag, 12. Januar 2025 Mediadaten wsr.tv
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Einbeck (red). Farben sind die unbestrittenen Protagonisten in den Werken der Künstlerin Petra Lemmerz, die unter dem Titel „Schwebende Substanzen“ im KWS Biotechnikum gezeigt werden. Einige der 16 großformatigen Bilder schweben förmlich in dem gläsernen Forschungsgebäude. Ihre Bildserien sind abstrakt – keine Abbildung von Gegenständen oder Landschaften, einfach Malerei als Malerei. Petra Lemmerz setzt beim Malen den ganzen Körper ein, sie malt selten nur aus der Hand. Die Leinwand liegt dabei oft auf dem Boden. Farbe wird vor allem bei neueren Werken geschüttet. Dabei lenkt Lemmerz durch leichtes Heben und Senken der Leinwand den Fluss der Farbe. „Ihr Malen ähnelt eher einem Tanzen, was sinnfälliger nicht sein könnte: Subjekt und Objekt, die Malerin und ihr Bild verschmelzen dabei in symbiotischer Weise“, sagt der Kunsthistoriker Michael Stoeber über die „Schwebenden Substanzen“ im KWS Biotechnikum. 

„Petra Lemmerz zeigt ein Meer aus Farben, die großen Leinwände mit kräftigen Farben stimmen uns fröhlich“, sagte KWS Vorstand Eva Kienle, die sich besonders freute, nach zwei Jahren mit nur eingeschränkten Möglichkeiten die Besucher wieder zu einer Vernissage im Biotechnikum begrüßen zu können. Kienle dankte der Künstlerin, dass sie die Betrachter an ihrer Leidenschaft für Farben und Fantasie mit ihrer Kunst teilhaben lasse.

Die Werkserien, die Petra Lemmerz im KWS Biotechnikum präsentiert, folgen einer Malsprache, die in der Kunst als abstrakter Expressionismus bezeichnet wird. Was das bedeutet und vor allem, welche spannenden Geschichten die Künstlerin zu jeder einzelnen Serie inspiriert hat, erläuterte der Kunsthistoriker Michael Stoeber (Hannover) bei der Ausstellungseröffnung. 

Beim abstrakten Expressionismus seien Emotion und Spontanität wichtiger als Vernunft und Reglementierung. Eine solche Malerei sei in hohem Maße individualistisch und selbstbestimmt, was auch dem Lebenscredo von Petra Lemmerz entspreche, sagte Michael Stoeber. „Wenn sie malt, sieht und erlebt sie die Welt selbstvergessen in tieferer Weise. Für sie scheint das Malen ein Ritual zu sein, bei dem sie in fröhlicher Leidenschaft, die harte Schule des Lebens bewältigt, ohne dass ihr dabei die Liebe zum Leben verloren ginge“, interpretierte der Kunsthistoriker. „Das ist das ebenso überwältigende wie unwiderstehliche Narrativ ihrer Kunst.“

Petra Lemmerz habe schon immer abstrakt gemalt. Ihre Bilder, die sich in gesamter Serie genauso wie als Einzelwerke interpretieren lassen, hätten ein anarchisches Temperament, das Emotionen freisetze. Jeder könne für sich versuchen, die Farben und Formen zu beschreiben, sagte Stoeber. Das falle nicht schwer, „weil Lemmerz’ Bilder die Kraft haben, andere Bilder herbeizurufen.“ Die Arbeiten sprechen mit Offenheit zu den Betrachtern und forderten dazu auf, sich einen Reim auf sie zu machen, sagte der Kunsthistoriker. 

Petra Lemmerz, geboren 1957 in Karlsruhe, studierte nach Auslandsaufenthalten in USA, Kanada, Mexiko, Guatemala, Sri Lanka, Malaysia und Thailand zunächst Philosophie, Literaturwissenschaft und Völkerkunde an der Universität Tübingen, anschließend Kunstgeschichte, Baugeschichte und Literaturgeschichte an der Universität Karlsruhe. Es schloss sich 1983 bis 1988 ein Studium der Kunsterziehung, Literaturwissenschaft und Religionswissenschaften an der Gesamthochschule Kassel an, von 1986 bis 1988 studierte sie außerdem freie Malerei an der Kunstakademie Stuttgart (Prof. Sonderborg, Prof. E. Mansen). Von 1991 bis 1994 leitete Petra Lemmerz die Aktzeichenklasse an der freien Kunstschule Schwäbisch Hall, von 2000 bis 2002 hatte sie einen Lehrauftrag für Malerei an der Fachhochschule für Gestaltung Pforzheim. Vor 20 Jahren zog sie von Stuttgart nach Düsseldorf und lebt heute dort und in Italien (Castelnuovo d`Elsa).

Petra Lemmerz eröffnete 1987 ihre erste Ausstellung in Stuttgart. Seitdem stellt sie jährlich in unterschiedlichen Galerien in Deutschland und Italien aus. Zudem war sie mit ihren Werken in zahlreichen Gruppenausstellungen vertreten.

Zu der Ausstellung „Schwebende Substanzen“ ist ein Katalog mit den bei KWS gezeigten Werken erschienen. Im Mai und im Juli wird es Führungen durch die Ausstellung geben. Mehr unter www.kws.de/kunst

Foto: Julia Lormis

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