Hildesheim/Einbeck (red). Das Südniedersächsische Handwerk fordert zu Stärkung des Handwerks eine Praktikumsprämie. Vorbild ist dabei das Bundesland Sachsen-Anhalt, welches bereits im Jahr 2020 erfolgreich eine staatliche Prämie für Praktika im Handwerk eingeführt hat. Dort erhalten junge Menschen ab 15 Jahren eine Prämie, wenn sie sich freiwillig in den Schulferien im Rahmen eines Praktikums beruflich orientieren. Die Praktikumsprämie beträgt 120 Euro für eine Praktikumsschnupperwoche im Handwerk. Viermal pro Jahr kann diese in Anspruch genommen werden.
Für Delfino Roman, Präsident der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen, sind solche Maßnahmen angesichts des Fachkräftebedarfs überfällig. „Mehr als 2,6 Millionen junge Menschen können laut der aktuellen Bertelsmann-Studie in Deutschland keinen Berufsabschluss und etwa 47.500 keinen Schulabschluss vorweisen.“ Zwei Drittel der jungen Menschen fühlen sich außerdem nicht ausreichend beruflich orientiert. Roman mahnt: "Das können wir uns einfach nicht leisten, die Wirtschaft nicht, aber vor allem auch unsere Gesellschaft nicht."
So gebe es weiterhin eine erhebliche Schieflage im Bildungssystem zugunsten akademischer Bildungswege. Für Präsident Roman besteht eines der Hauptprobleme auch darin, dass viele Jugendliche ihre Chancen nicht richtig kennenlernen und ihre Fähigkeiten sowie Interessen nicht erkunden könnten. Ziel ist es, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten und Interessen zu entdecken, um eine erfolgreiche Karriere im Handwerk zu starten.
Ohne Bürokratieaufwand
Für den Kammerpräsidenten geht es bei der Einführung einer solchen Prämie aber auch darum, keinen weiteren Papierkram zu erzeugen. „Es bringt nichts, wenn ich pro Praktikanten dann wieder etliche Formulare ausfüllen muss. Das geht auch einfach“, mahnt der Präsident. So könne die Prämie einfach von den Betrieben direkt ausgezahlt und dann als Betriebsausgabe steuerlich geltend gemacht werden. „Hierfür braucht es keinen langwierigen Entscheidungsprozess, sondern nur eine Anweisung des Finanzministeriums an die Finanzbehörden“, erklärt Roman und ergänzt: „Das wäre eine Stärkung der Berufsorientierung und eine Stärkung des Vertrauens in die Betriebe zugleich – ohne weitere Bürokratie.“