Northeim (lpd). Der Landkreis Northeim nimmt touristisch eine wichtige Rolle ein und hat viel zu bieten. Um diese Potenziale besser zu nutzen und die Gäste- und Übernachtungszahlen zu steigern, wird das Tourismuskonzept aus dem Jahr 2010 als Handlungsleitfaden fortgeschrieben. Den Auftakt bildete ein interaktives Forum in den Berufsbildenden Schulen II in Northeim, an dem 25 Vertreter aus Politik, Städten und Gemeinden sowie Tourismusorganisationen aus der Region teilnahmen.
Die Dezernentin für Bauen und Umwelt des Landkreises Northeim, Julia Gogrewe, eröffnete die Veranstaltung mit der zentralen Frage: „Wie wollen wir unsere Rolle im Tourismus als Landkreis Northeim ausfüllen?“. Um diese und weitere Fragen zu beantworten, soll im Vorfeld der Weiterschreibung eine eingehende Analyse der aktuellen Situation erfolgen – einschließlich der naturgegebenen Ressourcen, der wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus, vorhandener touristischer Angebote sowie der Rolle und Aufgaben des Landkreises.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, die Vernetzung, Koordination und Zusammenarbeit zu fördern, ohne in die Zuständigkeiten der Dachverbände und Kommunen einzugreifen.
Ziel der Veranstaltung war es zum einen, über das Projekt und den Ablauf zu informieren, zum anderen aber auch die Teilnehmenden in die Erarbeitung von Beginn an einzubeziehen. Sie konnten während der Veranstaltung interaktiv über das Internet Einschätzungen und Anregungen über aktuelle Trends im Tourismus abgeben. Denn die Beteiligung der touristischen Akteure wie Städte und Gemeinden, Tourismusverbände, Tourist-Informationen, Stadtmarketinggesellschaften, Betreibende von touristisch interessanten Orten, Gastronomen, Beherbergungsbetriebe und ehrenamtlich Aktiver steht im Mittelpunkt der Fortschreibung des Tourismuskonzepts.
Die BTE Tourismus- und Regionalberatung, unter anderem mit Sitz in Hannover, hat die Ausschreibung zur Fortschreibung des Tourismuskonzepts gewonnen. Sie hatte bereits das Tourismuskonzept für das Fachwerk5Eck erarbeitet und erstellt aktuell das Strategie- und Organisationskonzept für den Solling-Vogler-Region im Weserbergland e. V.
Mirca Litto, die für BTE an dem Projekt mitarbeitet, lieferte in einem Kurzvortrag interessante Einblicke in die aktuelle Situation des Tourismus im Landkreis Northeim. Sie berichtete, dass die Übernachtungszahlen im Landkreis zuletzt wieder gestiegen und fast so hoch seien wie vor Corona. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sei jedoch von drei auf 2,6 Tage gesunken. Auch die Zahl der Betriebe und Betten sei rückläufig. Trotzdem deuten die Zeichen auf Erholung hin. Radfahren und Wandern seien „Trend- und Volumenmärkte“.
Als Herausforderungen nannte die Tourismus-Expertin Betriebsschließungen, einen Investitionsstau, Wegzüge aus dem Landkreis, eine alternde Bevölkerung, Leerstände und Fachkräftemangel.
Tim Detering von BTE erläuterte weitere Trends im Tourismus, darunter das gestiegene Interesse an besonderen und authentischen Erlebnissen sowie die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Unterkünften, nachhaltigen Transportmitteln und umweltverträglichen Aktivitäten. Er betonte, dass Menschen im Urlaub vermehrt nach dem Besonderen, Individuellen und Authentischen suchten. Als Beispiele nannte er das Einbecker Bier oder das Töpferdorf Fredelsloh. Detering wies zudem auf das veränderte Reiseverhalten der Gäste und die Rolle des Smartphones als digitaler „Reisebegleiter in der Hosentasche“ hin. Trotzdem bleibe individuelle Beratung immer notwendig.
Die Bedeutung der Mobilität im Rahmen des Tourismuskonzepts unterstrich Projektleiterin Dana Roberts. Sie betonte, dass Mobilität im „Zentrum des Wandels in Raum und Gesellschaft“ stehe. Öffentliche Verkehrsmittel und Sharing-Systeme seien erforderlich, damit Gäste auch ohne Auto von A nach B kommen können. Bahnhöfe müssten dabei unbedingt miteinbezogen werden. Roberts wies auch auf die Bedeutung des demografischen Wandels hin und betonte, dass Lebensqualität zum höchsten Ziel werde. Barrierefreiheit sei kein „nettes Extra“ mehr, sondern ein Muss und Wettbewerbskriterium. Dafür seien planerische Anpassungen erforderlich.
Gegen Ende der Auftaktveranstaltung waren die Teilnehmenden konkret gefragt. Auf unterschiedlich farbigen Kärtchen hatten sie Gelegenheit, Stärken und Schwächen des Tourismus im Kreisgebiet sowie Wünsche dazu zu benennen. Als Stärken wurden dabei unter anderem die Natur, eine gute Vernetzung, viel Raum für individuelles Erleben und eine gute Erreichbarkeit genannt. Als Schwächen führten die Teilnehmer*innen unter anderem eine zu geringe Wahrnehmung, kaum Übernachtungsmöglichkeiten für Familien und eine fehlende Infrastruktur an. Als Wünsche wurden beispielsweise eine Sichtung aller touristischen Highlights, die Konzentration auf das Wesentliche und eine Vernetzung über den Landkreis hinaus geäußert.
Für die weitere Entwicklung des Tourismuskonzepts sind als Nächstes Expertengespräche mit Tourismusverbänden und Kommunen geplant. Eine Zukunftswerkstatt im Juni soll Ziele und Handlungsansätze erarbeiten. Ziel ist es, das neue Tourismuskonzept bis zum Jahresende fertigzustellen und in einer Abschlussveranstaltung zu präsentieren.
Foto: Landkreis Northeim