Hannover (red). Die Gerstenernte 2025 ist in Niedersachsen nahezu abgeschlossen – und sie fällt so unterschiedlich aus wie selten zuvor. Nach Einschätzung des Landvolks Niedersachsen wird sie als ein Jahr der Extreme in Erinnerung bleiben. Zwar konnten die Landwirtinnen und Landwirte die Ernte noch vor den angekündigten Niederschlägen weitgehend einbringen, doch die Ertragsspanne reichte von unterdurchschnittlich bis rekordverdächtig – abhängig von Niederschlag, Temperaturverlauf und Bodenqualität.
„Der erste Eindruck bestätigt unsere Prognose: Wasser und Bodenbeschaffenheit sind die wichtigsten Grundlagen für eine erfolgreiche Gerstenernte“, erklärt Konrad Westphale, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses pflanzliche Erzeugnisse im Landvolk Niedersachsen. Besonders deutlich seien die Unterschiede dort, wo ausreichend Regen gefallen sei – kombiniert mit guten Böden hätten diese Standorte überdurchschnittliche Erträge geliefert. In Regionen, die im Frühjahr unter Hitze und Trockenheit litten, blieben die Erträge dagegen zum Teil deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Durchschnitt besser als 2024 – aber unter Vorjahresniveau
Nach vorläufigen Schätzungen des Landvolks liegt der Durchschnittsertrag bei 78,5 Dezitonnen pro Hektar (dt/ha) – das sind sechs Dezitonnen mehr als im Jahr 2024 (72,5 dt/ha), jedoch weniger als 2023 mit 82,7 dt/ha. Die Anbaufläche der Sommer- und Wintergerste ist mit 147.771 Hektar gegenüber dem Vorjahr erneut leicht zurückgegangen – ein Minus von rund 1,2 Prozent oder knapp 5.000 Hektar.
Die Spannweite bei den Erträgen reicht von 5 bis 12,5 Tonnen pro Hektar (t/ha). „Jeder Bodenpunkt und jeder Millimeter an Regen war ausschlaggebend“, ordnet Westphale die extreme Streuung ein. Auch wenn die Kornqualität in vielen Regionen als gut bis sehr gut bewertet wird, bleibt der wirtschaftliche Erfolg aus: Die Preise am Markt sind niedrig, viele Betriebe machen sich Sorgen um die Kostendeckung.
Klimabedingungen machen Landwirtschaft unberechenbar
Besonders prägend für das laufende Erntejahr sei der Witterungsverlauf: Ein historisch trockenes Frühjahr, gefolgt von extremer Hitze mit teils 40 Grad Celsius, habe die Pflanzen stark belastet. Westphale berichtet, dass schätzungsweise bis zu fünf Prozent des Ertrags direkt vom Halm verdunstet seien. In der Folge kam es zu einer großen Heterogenität in den Erträgen – je nach Standortbedingungen.
„Die diesjährige Ernte zeigt einmal mehr, wie stark Extremwetter und globale Märkte unsere Landwirtschaft beeinflussen“, so Westphale. Selbst hohe Hektolitergewichte und hervorragende Kornqualität helfen nicht, wenn die Marktpreise im Keller bleiben. Der Blick vieler Betriebe richtet sich deshalb bereits auf die noch ausstehenden Ernteergebnisse anderer Ackerkulturen – in der Hoffnung auf bessere Aussichten.