Einbeck (red). Das Pflanzenzüchtungsunternehmen KWS setzt mit seiner neuen Anlage zur Kältegewinnung am Standort Einbeck Maßstäbe für den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit. Bereits nach dem ersten Betriebsjahr belegen die Ergebnisse eine grundlegend erhöhte Effizienz bei der Energiegewinnung und eine optimierte Verteilung der Energie über das gesamte Betriebsgelände. Das erfolgreiche Projekt wird auch im Verband der „Klimaschutz-Unternehmen, der Klimaschutz- und Energieeffizienzgruppe der Deutschen Wirtschaft“ als Modellbeispiel für Umwelt- und Ressourcenschonung vorgestellt.
Anfang Februar 2018 nahm KWS eine neue Anlage zur Kältegewinnung mit einer Leistung von 1,8 Megawatt (MW) in Betrieb. Die Kältezentrale hat im ersten Jahr etwa 2.500 Megawatt-Stunden (MWh) Kälteenergie erzeugt. Im April 2019 wird die Anlage auf eine Leistung von 3,8 MW erweitert und etwa 4.000 – 5.000 MWh Kälte pro Jahr erzeugen. „Für unsere Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten benötigen wir neben Wärme auch Kälte, um vor allem Gewächshäuser, Klimakammern und Verwaltungsgebäude klimatisieren zu können“, erklärt Malte Bährens, Gruppenleiter für Versorgungstechnik bei KWS. „Die neue Anlage steht auf einer Fläche von 400 m2. Mit ihr können wir die Blockheiz-Kraftwerke, die fester Bestandteil in der Energieversorgung sind, ganzjährig auslasten und so die Wärme, die in den Sommermonaten ansonsten nicht abgenommen werden könnte, zur Gewinnung von Kälte nutzen.“ Bei der Entwicklung dieser Kältezentrale achtete das zu den weltweit führenden Pflanzenzüchtern gehörende Unternehmen streng auf die Einhaltung des unternehmensinternen Energiekonzepts.
So ist es möglich, die vorhandenen Kraftwerke ganzjährig laufen zu lassen und die in den Sommermonaten produzierte Wärme zur Gewinnung von Kälte zu nutzen.
Die ganzjährige Auslastung der Kraftwerke wirkt sich zudem positiv auf die Gewinnung von elektrischer Energie aus. „Jedes der Blockheizkraftwerke verfügt über einen Verbrennungsmotor, der zur Stromerzeugung einen Generator antreibt”, erklärt Bährens. „Während die Abwärme, die bei diesem Prozess entsteht, zur Wärmeversorgung genutzt wird, bringen wir den erzeugten Strom in das bestehende Versorgungsnetz auf dem Gelände ein. Je höher die Auslastung der Heizkraftwerke über das Jahr ist, desto mehr Strom können wir selbst generieren. Durch diese Nutzung der so genannten Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung sparen wir zusätzlich rund 3.500 MWh externen Strombezug pro Jahr ein.”
Die Kühltürme der Anlage arbeiten mit sogenannten Biokatalysatoren und verzichten damit auf den Einsatz von Chemikalien zur Desinfektion. Dazu erklärt Dr. Jutta Zeddies, KWS Umweltmanagement Deutschland: „Ähnlich wie bei einem Kühlschrank entsteht auch bei dieser Form der Kälteerzeugung automatisch Abwärme, die wir mittels Verdunstung in großen Kühltürmen wieder abkühlen müssen.“ Aufgrund der großen Menge an Wasserdampf, die dabei entsteht, erhöht sich das Risiko für das Aufkommen von Legionellen. „Mit der von uns verwendeten Technik der Biokatalysatoren, ist eine Desinfektion des Kühlwassers mit Bioziden nicht mehr erforderlich. Das bestätigen auch die Laboranalysen, die wir regelmäßig durchführen”, erzählt Dr. Zeddies. „Durch den Verzicht auf Biozide liefern wir mit der neuen Anlage einen weiteren Beitrag zu mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Umgang mit Ressourcen.”
Die erfolgreichen Maßnahmen wurden als diesjähriges Best Practice Beispiel im Verband der Klimaschutz-Unternehmen, der Klimaschutz- und Energieeffizienzgruppe der deutschen Wirtschaft veröffentlicht. Der Verband, in dem sich KWS seit 2010 engagiert, setzt sich deutschlandweit für die unternehmerische Umsetzung von Klimaschutz und Energieeffizienz ein und möchte mit der Kältezentrale anderen Unternehmen Modelle aufzeigen, wie Ressourceneffizienz nachhaltig umgesetzt werden kann.
In die neue Kältezentrale hat KWS rund 3,5 Millionen Euro investiert.
Foto: KWS