Region Leinepolder (r). Einem Fischadler beim Jagen zuzuschauen, ist ein besonderes Erlebnis. Diese eleganten Flieger sind Meister darin, Fische zu erbeuten, indem sie sie im Flug mit ihren Füßen packen. In den Leinepoldern sind diese beeindruckenden Greifvögel vor allem während des Vogelzugs recht regelmäßig anzutreffen.

Bei einer Körperlänge von 50 bis 66 Zentimeter ist der Fischadler schlank gebaut und er hat eine Flügelspannweite von 1,27 bis 1,75 Meter. Diese große Variationsspanne liegt aber darin begründet, dass die Weibchen in aller Regel etwas größer sind als die Männchen.

Erwachsene Fischadler sind auf dem Rücken und der restlichen Oberseite des Körpers sind die Federn einfarbig dunkelbraun. Lediglich der Schwanz zeigt auf der Oberseite eine abwechselnd helle und dunkle Bänderung mit einer dunklen Endbinde. Nahezu die gesamte Körperunterseite – auch die Unterseite der Flügel – trägt ebenso wie der Kopf weiße Federn. Typisch ist der breite und scharf vom weißen Bereich abgegrenzte dunkelbraune Augenstreif; die Iris ist gelb.

Fischen mit den Füßen
Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus Fisch. Gelegentlich werden auch andere Tiere wie Kleinsäuger, Frösche und Kröten erbeutet. „Für die Jagd suchen Fischadler grundsätzlich Gewässer auf“, erläutert Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e. V., sie bevorzugen meist stehende oder langsam fließende Gewässer.

Häufig suchen sich Fischadler eine Sitzwarte in Gewässernähe und halten von dort aus Ausschau nach Fischen. „Manchmal kann man die majestätischen Greifvögel aber auch dabei beobachten, wie sie über einem Gewässer kreisen und es im Blick behalten“, so Spieker.

Hat ein Fischadler ein Beutetier erspäht und sie anvisiert, stößt er mit nach vorn gestreckten Beinen hinab ins Wasser und greift mit den gebogenen Krallen nach dem Fisch. „Hierbei beherrscht der gefiederte Jäger sowohl nahezu senkrechte Anflüge als auch fast waagerecht verlaufende“, weiß Thomas Spieker.

In vielen Fällen landet der Fischadler kurz im Wasser, wenn er einen Fisch gepackt hat. Durch kräftiges Flügelschlagen erhebt er sich dann wieder und transportiert die Beute mit dem Kopf voran ab, um sie in der Nähe des Gewässers zu fressen oder an den Nachwuchs zu verfüttern.

Riesiges Verbreitungsgebiet
Auf fünf Kontinenten ist der Fischadler heimisch: in Nord- und Südamerika, in Asien, Australien und Afrika sowie in Europa. „In Deutschland ist der Fischadler vielerorts nur als Gast während des Vogelzuges anzutreffen, so auch in den Leinepoldern“, erklärt Spieker. „Es lohnt sich also, in nächster Zeit aufmerksam nach Fischadlern Ausschau zu halten.“ Sieht man einen dieser Vögel, sollte man ihn am besten von einem der Wege aus mit einem Fernglas beobachten und nicht querfeldein ins Schutzgebiet gehen. Damit würde man gegen das Wegegebot verstoßen, das die Tiere und Pflanzen in den Leinepoldern vor Störungen und Beschädigungen schützen soll. Und woran sich der Mensch halten soll, gilt auch für Hunde.

Saisonehe und Wiederverpaarung
Im Alter von circa zwei Jahren werden Fischadler geschlechtsreif. Sie verpaaren sich und bauen ein recht großes Nest. Ihrem Partner sind sie während der Brutsaison treu, im darauffolgenden Jahr suchen sie sich dann aber erneut einen Partner. Es wurde allerdings auch schon Wiederverpaarungen im Folgejahr beobachtet.

Obwohl Fischadler in Deutschland vor allem während des Zuges rastend beobachtet werden können, gibt es insbesondere in Nord- und Ostdeutschland auch Individuen, die dort brüten. Ihre Zahl wächst seit einiger Zeit wieder, nachdem diese Vögel hierzulande im 19. und 20. Jahrhundert vom Menschen verfolgt und bejagt wurden. Die Bestandszahlen in Bundesländern wie SachsenAnhalt steigen inzwischen wieder, auch Niedersachsen verzeichnet eine Neubesiedlung einst verwaister Regionen. Deutschlandweit gilt die Art gemäß der Roten Liste der Brutvögel derzeit als gefährdet.

Mehr Informationen über die Natur in den Leinepoldern gibt es im Internet unter www.naturerlebnis-leinepolder.de. Bei Google Play gibt es die Android-Version der kostenlosen Gebietsführer-App “Naturerlebnis Leinepolder” und im Apple-Store die entsprechende Version fürs iPhone. Sowohl öffentliche als auch von Gruppen zu buchende Führungen bietet der Naturscouts Leinetal e.V. an, er ist unter www.naturscouts-leinetal.de im Web zu finden. Informationen darüber, welche Vogel- und Säugetierarten in den Leinepoldern bereits beobachtet wurden, liefert www.naturgucker.de, das gemeinnützige Netzwerk für Tier-, Pflanzen- und Pilzbeobachtungen weltweit. Über 50.000 Aktive sind engagiert, mehr als 9,2 Millionen Beobachtungen und über 1,2 Millionen Naturbilder.

Foto: Leinepolder