Göttingen (red). Nach monatelangem Betreuungsstreik nehmen die wissenschaftlichen Mitarbeitenden am Institut für Soziologie der Universität Göttingen ihre Arbeit vorerst wieder auf. Seit dem 7. Februar hatten sie geschlossen die Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten eingestellt, um gegen befristete Arbeitsverhältnisse und prekäre Beschäftigungsbedingungen zu protestieren. Mit ersten Erfolgen im Gepäck wird der Streik nun ausgesetzt.
Der Entscheidung ging ein einstimmiger Beschluss auf der Institutsversammlung dieser Woche voraus. Anlass ist ein konkretes Entgegenkommen der Fakultät für Sozialwissenschaften: Vier weitere unbefristete Stellen für wissenschaftliche Mitarbeitende mit je 75 Prozent Stellenanteil wurden geschaffen.
„Musterfakultät der guten Arbeit“ als Ziel
Parallel wurde ein Verständigungsprozess beschlossen, mit dem Ziel, das Institut und die gesamte Fakultät als Vorreiterin für gute Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft zu profilieren. Bis zur nächsten Institutsversammlung im Dezember sollen nun Gespräche auf Instituts- und Fakultätsebene über weitergehende Entfristungen und faire Beschäftigungsverhältnisse geführt werden. Die Initiative dazu hatte die Dekanin der Fakultät, Prof. Dr. Andrea D. Bührmann, gestartet.
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Initiative Uni Göttingen Unbefristet begrüßten den Schritt als „mutigen und erfolgreichen Protest“. Dr. Frank Ahrens, ver.di-Gewerkschaftssekretär für Hochschulen, erklärte:
„Dieser Streik war der erste seiner Art an einer deutschen Universität – und er hat Wirkung gezeigt. Neben den neuen Stellen wurde ein dringend nötiger Verständigungsprozess in Gang gesetzt.“ Klar sei aber auch, dass am Ende nur konkrete Taten zählten, so Ahrens weiter. Dazu gehöre auch eine universitätsweit verankerte Entfristungsquote.
Während des Streiks mussten sich Studierende ausschließlich an Professorinnen und Professoren wenden, was dort zu spürbarer Mehrbelastung führte. Mit der Wiederaufnahme der Betreuungen kehrt am Institut nun vorerst wieder Normalität ein – unter neuen Vorzeichen.