Einbeck (red). Kürzlich fand in Einbeck eine Abendveranstaltung des FDP-Kreisverbands zum Thema „Künstliche Intelligenz in der Verwaltung“ statt. Die Co-Vorsitzende Dr. Marion Villmar-Doebeling machte in ihrer Einführung deutlich: Künstliche Intelligenz werde unsere Lebens- und Arbeitswelt tiefgreifend durchdringen und verändern. Die Chancen und Herausforderungen seien gewaltig – ebenso die Verantwortung der Politik, durch gesetzliche und regulierende Rahmenbedingungen die Risiken zu minimieren. KI sei, so Villmar-Doebeling, ein Quantensprung, vergleichbar mit der Industriellen Revolution oder der Entwicklung der Atombombe. Darauf habe auch der diesjährige Nobelpreisträger in Physik, Geoffrey Hinton, hingewiesen. Zugleich gelte: Das einmal Gedachte oder Erfunde könne nicht mehr zurückgenommen werden.
Julian Funke, Experte für Künstliche Intelligenz und Geschäftsführer der IT-p. GmbH aus Hannover, stellte seine Vision für das Jahr 2030 vor. In seinem Vortrag sowie in seinem kürzlich erschienenen Buch „Die Revolution des Wissensmanagements“ erläutert er, wie KI bis zu 40 Prozent der Bearbeitungszeit in Verwaltungen einsparen könnte – Zeit, die den Bürgeranliegen zugutekommen könne. KI solle dabei nicht den Menschen ersetzen, sondern ihn unterstützen. Voraussetzung dafür seien „gute Daten“ und „klare Zielvorgaben“. Auch kleine Schritte könnten große Wirkung entfalten. In seinen Beratungen mit Unternehmen sei es zentral, die Mitarbeitenden aktiv einzubinden und ihre Erwartungen bestmöglich zu berücksichtigen.
Thomas Freyer, Experte für KI im Bereich Compliance und zuvor fünf Jahre in der Bundesfinanzverwaltung tätig, ging auf die praktischen Einsatzmöglichkeiten in der öffentlichen Verwaltung ein. Vertrauen und der richtige Umgang mit KI als Werkzeug seien entscheidend – KI dürfe keine Entscheidungen treffen, da sie auch „falsch liegen“ könne. Entscheidungen müssten weiterhin von Menschen verantwortet werden.
Freyer stellte seine Leitplanken vor: Der Bürger müsse im Mittelpunkt stehen. Rechtsstaatlichkeit, Grundrechte, die absolute Rechtskonformität der Behörden, Wahrheitspflicht, digitale Souveränität und Datenschutz seien unverzichtbar. KI dürfe niemals rechtsrelevante Entscheidungen treffen. Gleichzeitig könne durch den Einsatz von KI der Automatismus des „Das haben wir schon immer so gemacht“ überwunden werden. Gerade in Bereichen wie Vergabeverfahren könne dies zu einer deutlichen Beschleunigung führen. Ebenso sei der Schutz vor Cyberangriffen von zentraler Bedeutung.
Mit dem europäischen AI-Act habe die EU den weltweit ersten umfassenden Rechtsrahmen für den Einsatz von KI geschaffen. Sorgen bereite ihm allerdings, dass es weltweit noch zahlreiche Staaten gebe, die bislang keine rechtlichen Grundlagen für den Umgang mit KI etabliert hätten. Zum Schluss appellierte Freyer: Die Kontrolle über KI und Daten müsse dauerhaft beim Menschen bleiben. Sie dürfe nie aus der Hand gegeben werden. Dennoch biete KI die Chance, große Verwaltungen effizienter und schneller zu machen – ein wichtiger Beitrag auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel.
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