Leinetal (red). Schwäne gelten als anmutig und schön. Die Redewendung "wie ein Schwan auf dem Wasser" wird gern benutzt, um einen besonders souveränen oder würdevoll auftretenden Menschen zu beschreiben. Doch Schwäne gleiten nicht nur elegant auf dem Wasser dahin.
Wer schon einmal am Steg oder im Kanu von einem fauchenden Schwan angegangen wurde, bekommt meist Respekt vor den kräftigen weißen Vögeln. Zumeist sind es halbzahme Vertreter unserer häufigsten Schwanenart, dem Höckerschwan. Mit seinem orangefarbenen Schnabel und dem großen schwarzem Höcker am Ansatz ist er nicht zu verwechseln und kommt in großer Zahl auf Teichen, Seen und Kanälen vor.
Gelber Schnabel, langer Hals
Deutlich scheuer und auch deutlich seltener als der etwa gleich große Höckerschwan ist der Singschwan (Cygnus cygnus). Diese Schwanenart hat einen langen gelben Schnabel mit schwarzer Spitze und dunklem Rücken (Vorderschnabel). Auch trägt der Singschwan seinen langen Hals meist gerade und nicht gebogen wie der Höckerschwan. Seine schwarzen Füße stehen im Kontrast zu dem reinweißen Gefieder. Die Weibchen sind kleiner und leichter als ihre männlichen Vertreter. Bei einer Größe von um die 150 cm und einer Flügelspannweite von etwa zwei Metern gehören die Schwäne zu den besonders stattlichen Vögeln auf unseren Gewässern. Sie können 7 bis 12 kg schwer werden.
Wenige Brutpaare
Singschwäne verbringen die Wintermonate zusammen mit ihrer ganzen Sippe an den Küsten der Nord- und Ostsee und zunehmend auch an großen Binnengewässern Norddeutschlands. Immer mehr Singschwäne, die eigentlich Teilzieher sind, bleiben sogar gleich das ganze Jahr über hier und brüten (bekannt seit etwa 2005) sogar in der Norddeutschen Tiefebene. Auch in den Leinepoldern bei Einbeck und im Bereich der Northeimer Kiesseen halten sie sich immer mal wieder auf, erzählt Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e.V.. Gerade in den letzten Tagen konnten hier bis zu 6 Exemplare beobachtet werden. Mit etwas Glück können Besucher den seltenen Wintergast noch bis etwa März hier im EU-Vogelschutzgebiet entdecken. Doch die Tiere sind sehr störungsempfindlich. Auch hier ist es also wichtig in den Naturschutzgebieten auf den zugelassenen Wegen zu bleiben.
Nicht zu tiefe Seen, Teiche, Überschwemmungsfluren und ruhig dahinfließende Gewässer sind ideal für den Singschwan. Da in unseren Breiten viele Gewässer nicht dauerhaft zufrieren, findet er reichlich Nahrung, wie Wasserpflanzen, Gräser und Kräuter sowie Blätter, Knospen und Samen.
Stimmfreudige Flieger
Besonders im Flug und während der Balz, um die Paarbindung zu festigen, wird der Schwan seinem Namen gerecht. Allerdings haben seine Lautäußerungen wenig mit dem Gesang einer Nachtigall zu tun – es sind eher laute, langgezogene trompetenartigen Rufe, die sein Vorkommen verraten. Auch in geselliger Runde wie zur Nachtruhe geben die Singschwäne häufig ganz individuelle kehlige Laute von sich.
Singschwäne brüten vor allem in Island, Skandinavien und in den weiten Gebieten Mittelsibiriens. Im Frühjahr ab etwa März kehren sie in ihre Brutgebiete zurück. Die Vögel leben in Dauerehe und kümmern sich gemeinsam um ihren Nachwuchs. Einmal im Jahr legen Singschwäne eine Brut mit 4 bis 6 Eiern an. In dieser Zeit verteidigen sie energisch ihr Nest und ihr Revier. Ihre Brutstätte bauen sie aus Wasserpflanzen und Moosen und benutzen sie manchmal über mehrere Jahre. Die Jungen in ihrem zunächst bräunlich-grauen Gefieder bleiben bis zum nächsten Frühjahr bei ihren Eltern im Familienverband.
Foto: Andreas Ständer