Northeim (red). Unter dem Titel „Fachtag Gewaltschutz – Nein zu Gewalt gegen Frauen“ fand am 28. August 2025 eine Fachveranstaltung des Netzwerks Runder Tisch gegen häusliche Gewalt im Landkreis Northeim statt. Rund 50 Teilnehmende aus Fachpraxis, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft nutzten die Gelegenheit, um sich über aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Lösungsansätze im Gewaltschutz auszutauschen.
In sechs Kurzvorträgen wurden die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Gewalt gegen Frauen beleuchtet: Häusliche Gewalt, Gewalt in der Pflege, Stalking, digitale Gewalt, sexualisierte Gewalt und Prostitution. Dabei wurde deutlich, dass Gewalt nicht allein auf körperliche Übergriffe reduziert werden darf. Sie zeigt sich ebenso in psychischer, sozialer, ökonomischer oder digitaler Form. Ein zentrales Problem bleibe dabei, dass Grenzverletzungen häufig von Männern ausgehen und dadurch das Selbstbestimmungsrecht von Frauen eingeschränkt wird. Aufgegriffen wurde außerdem die Problematik des „Victim Blaming“, was die Tendenz beschreibt, Betroffenen selbst eine Mitschuld zuzuschreiben. Diese Sichtweise wurde klar zurückgewiesen. Die meisten Übergriffe und auch Straftaten werden dabei von Männern verübt. „Wir müssen das Problem klar benennen: Männer, die keine Grenzen einhalten und Gewalt als legitimes Mittel einsetzen,“ machte Gleichstellungsbeauftragte Julia Kögler deutlich. Es braucht geschlechtsspezifische Maßnahmen, um Betroffene besser zu schützen und die Ursachen von Gewalt zu beseitigen.
Landrätin Astrid Klinkert-Kittel eröffnete den Fachtag und betonte: „Gewalt gegen Frauen hat in unserer Gesellschaft keinen Platz, weder in den eigenen vier Wänden, noch im digitalen Raum oder in Pflegeeinrichtungen. Wichtig ist, Tabus zu durchbrechen, Probleme klar zu benennen und Gewalt konsequent zu bekämpfen. Der Austausch miteinander ist ein wichtiger Schritt, um die handelnden Akteurinnen und Akteure vor Ort zu vernetzen und gemein-sam weiter an der Erreichung dieses Ziels zu arbeiten.“ Die Northeimer Polizei betonte, wie wichtig es sei, Anzeige zu erstatten. Nur wenn die Polizei informiert ist, kann sie ermitteln und dem Gewaltausübenden durch polizeiliche Maßnahmen Grenzen aufzeigen. Vernehmungen können an fast jedem Ort stattfinden, an dem sich die betroffene Person sicher fühlt.
Der Fachtag hat deutlich gezeigt, wie wichtig die enge Zusammenarbeit von Institutionen, Fachstellen und Zivilgesellschaft ist, um Gewalt in all ihren Formen wirksam zu begegnen. Das Netzwerk kündigte an, auch künftig durch Fachtage, Kampagnen und Projekte Aufklärung zu leisten und Hilfsangebote weiter auszubauen.
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