Northeim (r). Mit dem Ziel, die Fahrgastzahlen in Bus und Bahn zu erhöhen, haben die im Gebiet des Verkehrsverbundes Süd-Niedersachsen (VSN) liegenden Landkreise Göttingen, Holzminden und Northeim, von einem Gutachter verschiedene Vorschläge entwickeln und bewerten lassen.

Herausgekommen ist ein Bündel von Maßnahmen, über das am vergangenen Freitag der Kreistag beraten hat: Jedes einzelne Verbandsmitglied muss sich vor der Umsetzung zu den vorgeschlagenen Tarifmaßnahmen positionieren.

Einkommensschwachen Personen soll die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ab Sommer 2020 durch einen Sozialtarif erleichtert werden. Wichtig ist, auch für junge Menschen ein attraktiveres Mobilitätsangebot für ihre Freizeit zu geben. Dazu soll es ein Jugendfreizeitticket geben, welches die Schülerfreizeitkarte ablöst. Für Auszubildende ist ein 2-Wege-Azubi-Ticket vorgesehen, das für den Weg zur Berufsschule und zum Ausbildungsbetrieb genutzt werden kann. Als Sozialtarif soll es für Berechtigte eine Monatskarte für 35 Euro geben. Ein Seniorenticket richtet sich an Personen ab dem 65. Lebensjahr. Für 59 Euro im Monat könnten diese das Angebot des VSN damit nutzen. Für kurze Strecken soll außerdem einheitlich nur noch die Preisstufe C, mit einem Preis von 1,70 Euro pro Fahrschein, gelten. Außerdem soll kein Einzelfahrschein künftig mehr als 5 Euro kosten. Kinder sollen gegenüber dem regulären Tarif nur die Hälfte zahlen. Ähnlich der Ländertickets werden flexible Tageskarten für 1 bis 5 Personen vorgeschlagen. Bis zu 3 Kinder unter 14 Jahren können kostenlos mitfahren. Und schließlich könnten auch die Abo-Monatskarten durch die Möglichkeit der kostenfreien Mitnahme weiterer Personen attraktiver werden.

Unterm Strich gehen die Gutachter von einem Plus von etwa 500.000 Fahrten pro Jahr aus. Dadurch werden die erwarteten Mindererlöse allerdings nicht ausgeglichen. Es wird vielmehr ein Umsatzrückgang in Höhe von etwa 5 Mio. Euro pro Jahr prognostiziert, der von den beteiligten Landkreisen auszugleichen ist. Für den Landkreis Northeim bedeutet dies anfänglich einen Betrag von 1,225 Mio. Euro jährlich, der später auf 1,5 Mio. Euro steigen könnte.

Die Maßnahmen sind auf breite Zustimmung des Kreistages gestoßen. Die Vorschläge sollen sogar um eine weitere Verbesserung ergänzt werden: Im neuen Tarifwerk noch nicht berücksichtigt ist die Forderung des Kreistages, nach einer gedeckelten Schülermonatskarte für den Sekundarbereich 2. Für Schülerinnen und Schüler soll diese ab dem 1.8.2021 auf max. 50 Euro monatlich begrenzt werden. Der Kreistag will dies für das Gebiet des Landkreises Northeim sogar dann umsetzen, wenn die Landkreise Göttingen und Holzminden sowie die Stadt Göttingen nicht mitziehen. Die Finanzierung - jährlich könnten bis zu 500.000 Euro auszugleichen sein - soll gegebenenfalls über einen Nachtragshaushalt sichergestellt werden.